Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

BERLIN/Philharmonie: WAGNER-GALA mit Placido Domingo – konzertant

14.02.2013 | Allgemein, KRITIKEN, Oper

Berlin/ Philharmonie: „Wagner-Gala“ konzertant mit Plácido Domingo, 13.02.2013


Plácido Domingo als Parsifal, Wagner-Gala, Foto Holger Kettner

Alle feiern in diesem Jahr Richard Wagners 200. Geburtstag. Daniel Barenboim und die Staatskapelle Berlin nehmen bei ihrer „Wagner-Gala“ jedoch Bezug auf seinen 130. Todestag am 13. Februar 1883. Daher also keine Jubelklänge, sondern der 3. Aufzug des „PARSIFAL“, konzertant dargeboten in der ausverkauften Philharmonie.

Für die wenigen Worte, die die Kundry in diesem Finale von sich gibt, wurde keine Sängerin engagiert. Stattdessen bleibt es bei einem hochkarätigen „Männerbund“ nach dem Vorbild der abgekapselten Gralsritterschaft. Star der Solistenriege ist Plácido Domingo, der hier vermutlich aus Freundschaft zu Barenboim die Titelfigur singt.

So großartig ich ihn kürzlich in seiner Baritonrolle in Verdis Simon Boccanegra erlebt habe, so zweifelhaft wird mir sein Auftritt als Parsifal. Denn der Kampf um die von Wagner mit weihevoller Wichtigkeit aufgeladenen Wortspiele macht ihm mächtig Mühe.
Die vielen Konsonanten der deutschen Sprache behindern ihn hörbar (und weit mehr als bei der Walküre), zumal sich Barenboim nach wunderbar sanftem Beginn und zunächst ruhig anschwellenden Klängen in Begeisterung dirigiert und dann wenig Rücksicht auf die hinter dem Orchester platzierten Sänger nimmt.
Domingos nach wie vor vorhandene Qualitäten blitzen unter diesen ungünstigen Umständen nur zweimal deutlich auf. Beim reuevoll aufgeregten „Und ich, ich bin’s, der all dies Elend schuf?“ und zuletzt bei „O! Welchen Wunders höchstes Glück!“ Das ist ein bisschen Belcanto. Da erstrahlt plötzlich sein Tenor.

Ein noch kleinerer Part obliegt Wolfgang Koch als Amfortas in diesem letzten Aufzug, und auch er hat etwas Mühe, seinen schönen Bariton in Positur zu bringen. Im Gegensatz dazu kann Kwangchul Youn, von 1993-2004 im Ensemble der Staatsoper, in der umfänglichen Rolle des Gurnemanz voll überzeugen. Sein warm strömender, inzwischen gut trainierter Wagner-Bass hat keine Mühe, dem Orchester Paroli zu bieten und dem Geschehen auch etwas Leben einzuhauchen.
Einfühlsam und textverständlich gibt der Mann in den Vierzigern den gealterten Gurnemanz, der durch Parsifals Wierderkehr aus der Resignation zur Zuversicht zurückfindet. Dass aber alle drei Interpreten wegen der fehlenden Szenerie unter ihren Möglichkeiten bleiben, wird dennoch spürbar.
Daher werden der Staatsopernchor, einstudiert von Eberhard Friedrich sowie Barenboims tadellos aufspielende Staatskapelle mit sattem Streicherklang, wohltönenden Bläsern und großartigen Steigerungen – zu den eigentlichen Stars und Stimmungsträgern dieser recht kurzen Wagner-Gala. Die Zuhörer bedanken sich mit kräftigem Applaus.

Ursula Wiegand

 

Diese Seite drucken