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BERLIN/ Konzerthaus: NEUJAHRSKONZERT MIT DANIEL HOPE

Berlin/ Konzerthaus: Neujahrskonzert mit Daniel Hope, 01.01.2013


Daniel Hope. Foto: „danielhope.com“

 Das Neue Jahr mit guter Musik zu beginnen, ist nicht nur in Wien Usus. Auch in Berlin gibt es diverse Möglichkeiten. Ich habe mich fürs Konzerthaus entschieden, vor allem wegen Daniel Hope. Das haben viele getan. Der Große Saal ist bis auf den letzten Platz besetzt.

Denn den Umtriebigen – mit Wohnsitz in Wien – als Solist zu erwischen, ist so einfach nicht. Ständig konzertiert er mit den bekanntesten Orchestern in aller Welt und hat außerdem noch weitere Jobs. Beispielsweise ist er künstlerischer Direktor der renommierten Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Außerdem leitet er, von der Violine aus, die Camerata Salzburg und das Chamber Orchestra of Europa.

An diesem Nachmittag im Konzerthaus am Gendarmenmarkt begnügt er sich auch nicht damit, „nur“ seine Guarneri del Gesù von 1742 (die „Ex-Lipinski“) erklingen zu lassen. Er übernimmt auch, wie immer lebhaft und gut gelaunt, die Moderation.

Den Anfang macht Carl Maria von Webers Ouvertüre zu seiner Erfolgsoper „Der Freischütz“. Und wer es noch nicht wusste, lernt es jetzt: Richard Wagners ins Perfekte gesteigerte Vorliebe für Motive, die rein musikalisch die Verbindung zu Personen, Bauwerken usw. herstellen, sind keineswegs seine Erfindung. Zumindest die Ouvertüren seiner Vorgänger geben bereits deutliche Hinweise auf das spätere Geschehen. Bei Carl Maria von Weber, den Wagner hoch verehrte, ist das ganz klar zu hören.

Das Konzerthausorchester Berlin unter Alexander Shelley arbeitet Das Waldweben, die unheimliche Wolfsschlucht , die Verzweiflungsarie des Max und natürlich das „Wir winden dir den Jungfernkranz“ – einst allenthalben in Berlin geträllert – bestens heraus.

Dass Shelley ruhige Tempi und eine eindringliche Gestaltung bevorzugt, fällt bei Franz Liszt noch mehr auf. In der „Ungarischen Rhapsodie Nr. 2 d-Moll“ kniet Shelley sich förmlich ins anfängliche schwere Moll hinein und wird erst relativ spät geschwinder.

Dass er süffige Klänge liebt, zeigt auch seine Interpretation von Liszts „Rhapsodie Nr. 6 D-Dur“, und die Musiker folgen ihm gerne. Zuvor hat Daniel Hope von mehr als 700 Kompositionen Liszts gesprochen. Er soll sogar ein Violinkonzert komponiert haben. Würde das jemand finden, stünde er, Hope, sofort zur Verfügung. Schön wär’s.

Was richtig Schönes hat er für sich selbst ausgesucht: die „Romanze“ aus der Suite „Die Stechmücke“ für Violine und Orchester op. 97 a von Dmitri Schostakowitsch. Das ist eigentlich eine Filmmusik, und dieser Film war ein Superhit. Speziell mit Filmkompositionen habe sich Schostakowitsch, der mal Hochgelobte, mal Geächtete seinen Lebensunterhalt verdient, betont Hope.

Während die übrigen Streicher anfangs die Saiten nur leise zupfen, schwingt sich Hopes Guarneri tatsächlich höchst romantisch empor, überstrahlt später das gesamte Orchester. Als Zugabe bringt er noch 2 Stücke aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, passenderweise aus dem Teil „Der Winter“. Nach feinstem Pianissimo lässt Hope das Eis krachend splittern und erweist sich schließlich als wahrer Teufelsgeiger.

Zum Abschluss die Ouvertüre zu Richard Wagners früher Oper „Das Liebesverbot“. Von der hat er sich später distanziert, war sie doch noch nach traditioneller Art komponiert. Das ist wirklich der Fall, doch Shelly hat Spaß daran, solches mit den Seinen vorzuführen.

Dass schon der junge Wagner ein Orchester mit seinen zahlreichen Instrumenten gut beschäftigen konnte, wird ebenso erkennbar wie der Spaß, den die Musiker daran haben.

Insgesamt nur Wohlklang zum Jahresauftakt. Und vor der „13“ sollte sich, so rät Hope“, niemand fürchten. Immerhin feiern wir 2013 den 200. Geburtstag von zwei Musikgenies: Richard Wagner und Giuseppe Verdi. Ein gutes Omen und kräftiger Applaus.

Ursula Wiegand

 

 

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