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BERLIN/ Deutsche Oper: MUSIKALISCHES FEST ZUM NEUEN JAHR

Berlin/ Deutsche Oper: „Musikalisches Fest zum Neuen Jahr“, 11.01.2014

Deutsche Oper Berlin, Andrang, Foto Ursula Wiegand
Deutsche Oper Berlin, Andrang. Foto Ursula Wiegand

Die Deutsche Oper Berlin hat nach einem sehr erfolgreichen Jahr 2013 allen Grund zum Feiern und begrüßt nun 2014 mit einem „Musikalischen Fest“. Ein Novum.

Immerhin war die Auslastung von 82% bei insgesamt 235.000 Besuchern – plus 3 Prozent gegenüber 2013 – die beste in den letzten 15 Jahren und entsprach einem Zuwachs von 17.000 Besuchern. Und das, obwohl durch die 2. Bauphase bei der Sanierung der Obermaschinerie eine verlängerte Pause im vorigen Sommer notwendig war und nur 141 Vorstellungen auf der großen Bühne gezeigt werden konnten.

Das Haus in der Bismarckstraße schwimmt nicht etwa im Geld. Dieses lockere Fest im Foyer der Oper wurde gesponsert. Darüber hinaus dienen die Einnahmen aus den verkauften Tickets zur Anschaffung einer neuen mehrsprachigen LED-Übertitelungsanlage, die wegen der zahlreichen Besucher aus aller Welt erforderlich ist.

Und ebenso international wie das Publikum sind auch die Gäste und Ensemblekräfte, letztere junge, aparte Menschen mit unverbrauchten, aber gut ausgebildeten Stimmen, am Flügel begleitet von John Dawson.

Zwei Texaner starten mit der Oper „FALSTAFF“, die im November Premiere hatte, und mit ihren dortigen Rollen. Dabei verwandeln der junge Noel Bouley (Bariton) als Titelheld und Dana Beth Miller (Mezzo) als Mrs. Quickly – Marilyn Monroe imitierend – das Podium schon fast zur Spielstätte.

Arien aus der Mozarts „DIE HOCHZEIT DES FIGARO“ haben sich die Sopranistin Alexandra Hutton und der Bariton John Chest gewählt. Ein viel versprechendes Paar. Der junge Mann aus South Carolina wird den Billy Budd in Benjamin Brittens gleichnamiger Oper singen (Premiere am 22. Mai). Seine zarte Partnerin kommt aus Australien, aus einer winzigen Stadt. Nun singt sie in der Deutschen Oper Berlin und am liebsten die Papagena. Welch ein Kontinental-Karrieresprung!

Sehr romantisch schmachten sich Rachel Hauge (Mezzo, aus Oregon) und Siobhan Stagg (Sopran, aus Australien) beim “ROSENKAVALIER“-Schlussduett Octavian – Sophie an: „Ist ein Traum, kann nicht wirklich sein“ – Für mache Sängerinnen und Sänger wird solch ein Traum – Begabung und Fleiß vorausgesetzt – tatsächlich wahr.

Das beweist auch die charmante Sopranistin Hulkar Sabirova aus Taschkent. Schon 13 Jahre lebt sie in Berlin und spricht fließend Deutsch. In einem Dutzend kleinerer Rollen tritt diese sympathische Frau, so erzählt sie, auf. An diesem Abend bringt sie mit leuchtenden Spitzentönen „Klänge der Heimat“ aus der „FLEDERMAUS“.

Hui He, Foto Ursula Wiegand 
Hui He, Foto Ursula Wiegand

Die Chinesin Hui He aus Xian (Fundort der berühmten Terrakotta-Armee) ist schon länger ein Stargast an den renommiertesten Opernhäusern. Sie hat sich Verona als ihre neue Heimat erwählt. Ab dem 19. Januar, bei der Wiederaufnahme von “LA GIOCONDA”, gestaltet sie die Titelpartie. Hier bringt sie mit ihrem kraftvollen, höhenstarken Sopran u.a. eine Arie aus „NORMA“. – Im Duett ist ihr jedoch die Französin Clémentine Margaine (als Adalgisa) mit ihrem schönen, ausdrucksvollen Mezzo voll gewachsen. Ab 23. Februar singt Clémentine die Marguerite (Gretchen) in „FAUSTS VERDAMMNIS“. Im Mai übernimmt dann Elina Garança diese Partie.

Christina Sidak, Wienerin, Foto Ursula Wiegand
Christina Sidak, Wienerin. Foto Ursula Wiegand

Was Temperament und Bühnenpräsenz betrifft, sticht jedoch die junge, charmante Wienerin Christina Sidak (Mezzo) alle anderen aus. Charme pur und eine tolle Stimme. Überzeugend und echt wienerisch gestaltet sie die Arie des Prinzen Orlofsky: „Ich lade mir gerne Gäste ein“. Die kann ich beim Singen jedoch nicht ablichten, viel zu geschwind bewegt sie sich. Aber gerne stellt sie sich im nach hinein für ein „Merker-Foto“ zur Verfügung. Christina Sidak singt im Februar die Flora in „La TRAVIATA„.

Peter Seiffert bestens gelaunt, Foto Ursula Wiegand
Peter Seiffert bestens gelaunt. Foto Ursula Wiegand

Und zuletzt der Stargast, auf den alle warten: ein bestgelaunter Peter Seiffert, der in Berlin gerade seinen 60. Geburtstag gefeiert hat. Am 9. Januar hat er als Siegmund in der „Walküre“ die Zuhörer total begeistert, seine – man staune – erste Bekanntschaft mit dieser ikonenhaften Götz-Friedrich-Inszenierung. In seiner Freizeit hört er nach eigenen Worten gerne Jazz und Pop aus den Siebziger Jahren. Dann dreht er die Regler immer voll auf, dass es bis in den Garten schallt, erzählt er lachend.

Auch jetzt singt er nichts von Wagner, sondern „Heimliche Aufforderung“ von Richard Strauss, danach „Freunde, das Leben ist lebenswert“ von Franz Lehár und als Abschluss das Walzerlied „Ich sing‘ mein Lied heut‘ nur für Dich“ von Robert Stolz.

An diesem Fest zum Neuen Jahr hat er es nur für uns gesungen, kernig, knackig und mit strahlenden Höhen. In diese Richtung, so deutet er an, tendiere er womöglich in den kommenden Jahren. Noch klingt die leichtere Muse etwas zu sehr nach Heldentenor, doch prasselnden Beifall erhält er dafür schon jetzt.

Ursula Wiegand

 

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