Batzdorf / Schloss: „MIGNON – LA BONNE“ MIT VALDA WILSON – 31. 5. 2013
Valda Wilson
Valda Wilson, die u. a. auch in einigen Aufführungen der Semperoper u. a. als Pamina („Zauberflöte“), Ines („Il Trovatore“) und vor allem in der Titelrolle von Karl Amadeus Hartmanns Oper „Simplicius Simplicissimus“ Aufsehen erregt hat – unvergesslich auch ihre Lieder von „Richard Strauss“ – gestaltete jetzt mit Musikern des Freien Ensemble Dresden, das schon zu einem besonderen Marklenzeichen geworden ist, einen kammermusikalischen Abend in Schloss Batzdorf, einem in idyllischer Landschaft auf einem Höhenzug zwischen Dresden und Meißen gelegenen, Renaissanceschloss, dessen Ursprung bis in die Zeit der Romanik zurückreicht. In der verwinkelten Schlossanlage wohnen jetzt Musiker und Schauspieler, von denen sich einige sehr um die Erhaltung des Schlosses verdient gemacht und die renommierte „Batzdorfer Hofkapelle“ gegründet haben, die auf dem Gebiet der Alten Musik einen außerordentlichen Ruf genießt. Alljährlich finden hier die „Batzdorfer Barockfestspiele“ statt.
In den alten Gemäuern musizierten jetzt junge Künstler mit großem Können (vorwiegend) aus der Sächsischen Staatskapelle und der Dresdner Philharmonie, die sich zum gemeinsamen Musizieren neben ihrer Orchestertätigkeit zusammengefunden haben. Die Anzahl der Mitglieder des Freien Ensemble (insgesamt 15 Mitglieder) wechselt entsprechend den aufzuführenden Werken. An diesem Abend bestritten Eva Dollfuß und Thomas Otto, Violine, Andreas Kuhlmann, Viola, Daniel Thiele, Violoncello, Martin Knauer, Kontrabass und Andreas Hecker, Klavier den instrumentalen Teil.
Eröffnet wurde der Abend mit Franz Schuberts „Mignon“, in einer Bearbeitung für Sopran und Streichquartett von Aribert Reimann. In schöner Übereinstimmung mit dem einfühlsam gestalteten Spiel der Instrumentalisten, verband sich die besonders schöne, weiche, modulationsreiche Stimme Valda Wilsons mit der klangvollen Höhe, die sie immer ganz im Dienst der Komposition einzusetzen weiß, zu einer „organischen“ Einheit, sowohl im Geist Schuberts als auch dem Anliegen Reimanns entsprechend. Obwohl sie mit ihrer Stimme große Opernhäuser füllen kann, hatte sie sich ganz auf den Raum eingestellt. Es gab keine übermäßige Lautstärke, keine Härten, aber jeder Ton und jedes Wort waren fein „dosiert“ und mühelos zu verstehen und zu erleben.
Im rein instrumentalen Teil erklang Schuberts „Forellenquintett“ (A Dur – D 667) in sehr guter Abstimmung der Musiker untereinander, fließend, perlend und ganz dem Inhalt und seiner Entstehung gemäß als Verbindung von sehr „flüssigem“, virtuosen Klavierpart, der auf den Klaviervirtuosen und Komponisten Johann Nepomuk Hummel zurückgeht, und der unnachahmlichen Art Schuberts, der in Verbindung mit seinem Lied von der Forelle eine eigene großartige Komposition schuf.
„La Bonne Chanson“ von Gabriel Fauré (op. 61) für Sopran, Klavier und Streichquintett wurde zum „krönenden“ Höhepunkt. Hier stimmte einfach alles, die gute Artikulation der originalen (französischen) Texte – die gute Artikulation fiel auch schon bei dem deutschen Text der „Mignon“ auf – das sehr feine Piano, das mühelos auch im letzten Winkel des nicht gerade kleinen Saales in aller Feinheit zu hören war, die fließenden, gleitenden Übergänge, die angenehm weiche und doch so ausdrucksvolle Stimme, die wie aus dem instrumentalen Klang „herauswuchs“ und aufblühte und die von der Bratsche wie eine zweite Singstimme aufgenommen und fortgesetzt wurde – ein besonders schöner musikalischer Moment. Ohne zu übertreiben, konnte man Valda Wilson durchaus mit den großen internationalen Stars vergleichen.
Als Dank für die begeisterte Aufnahme des Publikums und die Bravos wiederholten Valda Wilson und „ihre“ Musiker das letzte Lied noch einmal mit französischer Feinheit und sehr viel Feinfühligkeit.
Ingrid Gerk