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BASEL/Schauspielhaus BLUTHOCHZEIT von Federico Garcia Lorca

14.02.2014 | Allgemein, KRITIKEN, Theater

Schauspielhaus Basel: Federico Garcia Lorca „BLUTHOCHZEIT
Regie Calixto Bieito

 Unbenannt
© H.J. Michel

 In patriarchalisch orientierten ruralen Gesellschaften schränken Konventionen die persönliche Freiheit ein und verunmöglichen die Selbstverwirklichung. Dies hat Lorca in seinem Theaterstück“ Bodas de Sangre“ aus dem Jahre 1933 sehr eindrücklich dargestellt. Bluthochzeit basiert auf einer wahren Begebenheit im Jahr 1928.

 Calixto Bieito im Gespräch: “ Ich habe „Bodas De Sangre“ spanisch nie inszeniert! Es ist für mich eine grosse Herausforderung, Bluthochzeit in deutscher Sprache zu inszenieren. Es entsteht eine andere ‚Musik‘ in der Sprache, welche dem Dichter Federico Garcia Lorca sehr entspricht!“

 Diese ‚Sprachmusik‘ wird eindrücklich ‚gesungen‘ durch die Braut Zoe Hutmacher, wenn sie ihre Verzweiflung, ihre Frustration herausschreit, genau wie Eduard Munch in einem seiner Schlüsselwerke den ‚Schrei‘ visualisiert hat. Sie muss einen ungeliebten Mann heiraten, eine Vernunftheirat, welche im ländlichen Spanien durch die Eltern bestimmt wird, für die Braut aber fast unerträglich wird, da sie den verheirateten Leonardo liebt. Dieses ‚Singen‘ wird auch von allen anderen Künstlern und Künstlerinnen beherrscht.

 Alle Schauspieler und Schauspielerinnen werden durch Bieitos Regiekonzept aufs physisch und vor allem psychisch äusserste belastet. Sie meisteren diese Herausforderung mit Bravour und verdienen den anhaltenden Schlussapplaus. Es gab keine Leistung welche besser oder weniger gut ist, alle Protagonisten spielen auf höchstem Niveau:

Zoe Hutmacher als Braut und Philppe Graff als Bräutigam, Julian Hackenberg als Leonardo und Judith Strössenreuter als Leonardos Frau, Grazia Pergoletti als Mutter und Katka Kurze als Schwiegermutter und Mond, Martin Hug als Brautvater und Holzfäller, Vera von Gunten als Dienstmädchen und als Tod Karl Heinz Brandt.

 Das Bühnenbild von Calixto Bieito ist eine Skulptur aus vielen Stühlen, welche durch Lichtführung von Anton Hoedl der Handlung entsprechend wirkungsvoll verändert wird.

 Die hochlehnigen Stühle, ein traditionelles Attribut im Flamenco, werden in der Schlussszene aufgereiht wie in einer Kirche, einer Kirche, welche gerade im Spanien der dreissiger Jahre für Tradition, für extremen Traditionalismus verantwortlich war. Bluthochzeit ist ein Werk, welches immer aktuell bleibt, ändert sich doch die Gesellschaft nur strukturell und Traditionen und Konventionen fast nie überbrückt werden.

 Wiederum eine sehr eindrückliche Inszenierung in Basel. Danke Theater Basel!!

 Peter Heuberger Basel

 

 

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