THEATER BANSKA BYSTRICA „FESTIVAL ZVOLEN „2014 – 27. 6. 2014 „TANCREDI“
Zum ersten mal in der Slowakei konnte man dieses Werk hören!
David Alegret feiert nach der Vorstellung mit Mineralwasser. Foto: Tanzler
Rossinis Opera seria in „forma concertante“ sollte in Zvolen im Burghof stattfinden, doch die Nachttemperaturen sind einfach zu frisch. Die Damen wollten doch im schönen Abendkleid auftreten und nicht im Mantel! Damit alle interessierten Besucher rechtzeitig von Zvolen nach Banska Bystrica kommen, fing die Aufführung eine halbe Stunde später an. Die etwas verwirrende Handlung ohne Regiekonzept zu erzählen und nur die Musik sprechen zu lassen, war sicher eine sehr gute Entscheidung.
Wie bei Rossini so oft ist das Liebespaar mit zwei Frauenstimmen besetzt. Amenaide ist Sopran und die Titelrolle, der Liebhaber ein Mezzo. Der Tenor mit vielen Koloraturen, Argirio, der Vater von Amenaide. Der verschmähte Heiratskandidat und Intrigant und Widersacher des Vaters ist ein Bass.
Rossini hat für das Werk zwei Finali vorgesehen., ein Letales und ein gutes Ende der Geschichte. Man wählte das Letale.
Mit Tancred, einer der normannische Führer des ersten Kreuzzugs, ist wahrscheinlich Tancred de Hautville gemeint, dieser ist der Begründer der Guiscards, welche die normannischen Herscher über beider Sizilien neben den Mauren waren. Die Macht der Normannen endete mit Heinrich VI., der mit der normannischen Prinzessin Konstanze verheiratet und der Vater von Friedrich II. von Hohenstaufen war.
In der Titelrolle war Jana Kurucova zu erleben. Eine sehr schöne relativ helle Mezzostimme, die gut geführt ist und in allen Lagen wunderbar trägt. Ihre Schlussszene, der sterbende und verzeihende Tancredi ging wirklich unter die Haut. Die schon sehr international beschäftigte Künstlerin trug sehr zum Erfolg des Abends bei und es wäre interessant, sie einmal auf der Bühne in einer schön inszenierten Opernregie zu erleben. Als Amenaida hörte man Mariola Cantarero, die sich über Pesaro-Erfahrung für diese Rolle empfahl. Die sehr schöne Stimme ist inzwischen sehr groß geworden und leider nicht immer so unter Kontrolle geführt wie die ihrer Partner – was schade ist, weil wirklich manche Phrasen wunderschön gelingen. Aber die Einheit fehlt doch immer wieder. Auch David Alegret reüssierte in Pesaro und auch in Wien war er bereits sehr erfolgreich zu hören. Sein Argirio war Rossinistil vom Allerfeinsten. Er brachte die Gefühlsschwankungen des geplagten Vaters musikalisch besonders schon in seinen Arien zum Ausdruck. Mit dieser Leistung empfahl er sich für alle großen Häuser. An der Wiener Staatsoper werden wirklich viele Belcantoopern gespielt, das wäre doch einmal wieder ein schönes Wiederhören. Den Intriganten und abgewiesenen Freiers Amenaides, Obrazzano, sang Tomas Selc mit angenehmen Bassbariton. Judita Andelova sang die Iasaura mit jugendlich frischer Stimme. Die größte positive Überraschung und Entdeckung gilt aber für die Umsetzung des Ruggiero – Knappe des Tancredi – durch Simona Mrazova, ein herrlicher Contralto. Eine ordentliche Höhe und dennoch eine so starke breite Tiefe, das ist enorm für so eine junge Sängerin. Eine tolle Leistung und hoffentlich geht diese junge Karriere gut voran.
Der Herrenchor der Staatsoper von Banska Bystrica war sehr bemüht einmal aus Mannschaft Tancredis, dann wieder Höflinge und Mannen des Argirio. Der Erfolg erfreute die Chormeisterin Iveta Popovicova sehr. Auch das Staatsopernorchester spielte unter der Leitung von Marian Vach dieses sehr schwere Stück sehr gewissenhaft. Ihr erster Konzertmeister ist Michal Hudak.
Diese eher sehr selten gespielte Oper stellt für jeden Sänger sehr große Anforderungen und ist in einem Repertoirebetrieb einfach nicht leicht zu besetzen. Umso größeren Respekt vor der Leitung für diese Leistung eines solchen Festivals, so ein Werk aufdie Beine zu stellen.
Elena Habermann
BURGHOF ZVOLEN: 28. 6. 2014 „MACBETH“
Vittorio Vitelli und Iano Tamar. Foto: Tanzler
Diesmal ist es eine szenische Umsetzung, eine Übernahme aus dem Haus in Banska Bystrica. Peter Gabor steht für die Inszenierung, die aus einem einfaches Bühnenbild und sehr guten Kostümen besteht. Die Kleider der Damen sind aus einem schönen, sehr dezenten roten Schottenstoff, die Herren tragen Kilts in diversen Clanfarben und Stutzen. Sehr eindrucksvoll die Hexen mit Spiegelscherben, die auch weiter als Waffen bei der letzten Schlacht verwerdet wurden.
Die Besetzung ließ aufhorchen. In der Titelrolle Vittorio Vitelli als hervorragender Macbeth, die bis aus das Ballett nahezu ungestrichene Fassung mit dem Schluss der ersten Fassung, Macbeth hat noch eine Arie am Ende, eine beachtliche Umsetzung der Rolle. Vitellis wunderbarer Bariton strömte samtig in allen Lagen, ein Sänger, der nie forcieren muss, das Publikum akklamierte heftigst. Vitelli ist ein Verdibariton der neuen Sängergeneration, die auch an der Wiener Staatsoper Triumphe feiern könnte, wenn man sie ließe. (Aber da haben die „älteren“ Kollegen so manch privilegierte Rechte!) Seine Lady, auch im Leben ein Paar, Iano Tamar, sang und spielte eine Lady voll Ergeiz und Machtsucht – und treibt so ihren Mann immer mehr in Gewissenskonflikte und letztlich auch wie sich selbst in den Wahnsinn. Gesungen wird von der georgischen Künstlerin makellos schön, auch sie verfügt über wunderbare Höhen – ohne nur einen verwackelten Ton. Eine besonders eindrucksvolle Nachtwandelszene ohne Hysterie, sondern schon fast monoton im Ausdruck mit der nicht ausgesprochenen Todessehnsucht. Auch sie würde man gerne wieder in Wien erleben. Ein Überraschung bot der ganz junge Bass Jozef Benci als Banco. Eine fast schwarze, wunderbare weiche Stimme, die schön und sicher geführt ist. Am Spiel sollte der junge Mann noch feilen, aber das bringen die Jahre sicher mit sich. Er ist ja noch so jung, für einen Bass ein Baby. Weil er ihn kennen lernen will, er ist Ramphis in St. Margarthen. Als Macduff lernte man Ludovit Ludha kennen. Ein Sänger der Slowakei mit sicherer Tenorstimme, alles ein wenig sehr forte, also nicht der Mann der feinen Klinge, aber eine beeindruckende Arie war es dennoch.
Die Rollen wie Malcolm bis Kammerfrau seien pauschal gelobt.
Am Pult wieder Marian Vach, der Humor zeigte als sich der Titelheld über ein Flugzeug Geräusch im ersten Duett mit Lady gestört fühlte, sofort die Musik unterbrach. Das Flugzeug war weg, ertönte eine SOS- Sirene, diese wurde von allen schmunzelnd überspielt und übersungen, und das sind die schönen Dinge an Life und nicht aus der Konserve. Der Abend ging blendend musiziert zu Ende. Auch der Chor unter Iveta Popovicova gab wieder sein Bestes. Das Orchester lies Michal Hudak immer wieder nachstimmen, das sind so die Tücken für die Instrumente unter Sternenhimmel.
Elena Habermann