Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

BADEN-BADEN: „Philharmonischer Salon“ – Mit Marcel Proust im Salon bei Mme Madeleine Lemaire

Ostersonntag 2014: Theater Baden Baden „Philharmonischer Salon“- 20.4. 2014

Mit Marcel Proust im Salon bei Mme Madeleine Lemaire. Musikalisch-poetische Träume aus einer verlorenen Zeit

BPhil_BB_14_2004_Phil_S_002 
Udo Samel. Foto: Theater Baden-Baden

Allzu gerne wäre man dabei gewesen. Den Geruch der trocknenden Ölfarbe in der Nase, den Blick auf das entstehende Blumenbild gewandt.

Die Gäste drängeln sich in das Atelier der Malerin und Salonniere Madame Madeleine Lemaire.

Und, es sind illustre Damen und Herren: Adlige, Politiker, vor allem aber Künstler.

Marcel Proust und sein Gefährte, der junge Komponist und Pianist Reynaldo Hahn rezitierten oder musizierten ebenso wie die große Sarah Bernhardt, Guy de Maupassant, Camille Saint-Saens, Jules Massenet. Es sind die Frühlingsdienstagabende bei Madeleine Lemaire, die in der „Belle Époque“ kulturelles Interesse wecken und den Dichter Marcel Proust veranlassen unter Pseudonym Dominique in der Zeitung Le Figaro am 11. Mai 1903 den Artikel Le salon de Mme Madeleine Lemaire zu schreiben.

 Burgschauspieler Udo Samel und Kammermusiker der Berliner Philharmoniker zaubern sie herbei, die charismatische Atmosphäre, die im Salon der Künstlerin Madeleine Lemaire vibrierte.

Marcel Proust hat sie beschrieben. Eindringlich, feinfühlig, ausschweifend mit Gespür für delikaten Humor.

Udo Samel gibt den erzählenden sprachpoetischen Gastgeber im luxuriös, nach dem Vorbild der Pariser Oper ausgestatteten Theater Baden Baden. Samels brillante Gesten und sanft melancholischen Seufzern verführen so, dass man sich in jenem Lemaire-Mai-Salon der Salondiven und Feingeister in der Rue de Monceau in Paris glaubt.

 Natürlich erklangen gut ausgewählte Trouvaillen der damaligen Komponisten. (Konzeption: Götz Teutsch)

In geschmackvollen Arrangements wohlgemerkt. So interpretierte der Geiger Alessandro Cappone den zweiten Satz der Sonate Nr 1 A-Dur von Gabriel Fauré oder Claude Debussys  „Beaux Soir“ mit innig zartem Ton und großer Noblesse.

Manfred Preis entlockte dem exotisch anmutenden Saxophon geschmeidige Gesanglichkeit. Er spielte für Saxophon und Klavier bearbeitete Werke des Proust Freundes Reynaldo Hahn und adelte das Saxophon als Konzertinstrument.

Begleitet wurden die Musiker der Berliner Philharmoniker von der Pianistin Cordelia Höfer. Sie gestaltete auch zusammen mit der Pianistin Majella Stockhausen den krönenden Abschluss: eine „Fantasie en forme de quadrille“ über Themen aus dem „Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner aus der Feder von Gabriele Fauré und Andre Massager. Eine witzig spritzige, ja grotesk klingende Persiflage mit dem süffigen Titel „Souvenirs de Bayreuth“.

Eine beglückende Stunde für alle Poesie- und musikbegeisterten Zuhörer. Lang anhaltender, begeisterter Applaus.

Barbara Röder

 

Diese Seite drucken