
Adam PLACHETKA beim Gespräch Foto(C)sko.at
WIEN WURDE SEINE ZWEITE HEIMAT
Gespräch mit dem Bariton ADAM PLACHETKA
Peter Skorepa führte es am 25.9.2018
In seinem Auftreten scheint der im Sternzeichen des Stieres 1985 auf die Welt gekommene auch tatsächlich jener typische Vertreter jener, in den sogenannten „Festen Sternzeichen“ Hineingeborenen: Der tschechische Bariton ADAM PLACHETKA. Das äußert sich – wenn man den Gurus dieser rätselhaften Zunft der Vorhersage Glauben schenken soll – durch Beharrlichkeit, festen Willen und…natürlich für seinen Beruf sowieso sehr wichtig, durch einen „langen Atem“.
Gerade in seiner neuesten Partie, dem eines persischen Prinzen am Hofe Trojas, namens Chorebus – oder wie der Verlobte Cassandras bei Berlioz so schön auf Französisch heißt: Chorébe – hätte er der Ikone unter den Zukunftsdeuterinnen mehr Glauben schenken sollen. So wurde das Duett gleich zu Beginn des Riesenwerkes auch schon wieder sein Abschied. „Il est mort“ stellt Cassandra später, gefragt nach ihrem fiancé, lakonisch fest. Und gefragt, teilt mir der Sänger mit, dass er zwar früh tot ist, aber noch lange warten muss auf seinen zweiten Auftritt bei den Geistererscheinungen im letzten Akt.
Mit 19 Jahren debütierte er bereits am Nationaltheater in Prag in kleinen Rollen wie den Micha in der Verkauften Braut, mit 21 Jahren kam der erste Giovanni in Znaim. „Die Arbeit mit der Regisseurin Jana Janekova war insofern interessant, als sie aus dem Schauspiel kam und dadurch über die musikalische Seite hinaus neue Aspekte und Ideen in ihrer Personenführung zeigte.“
Ab September 2010 war Plachetka Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper, bis der Vertrag ab 2014 in einen Residenzvertrag umgewandelt wurde.

Mit der Sopranistin Rachel Frenkel nach der Premiere Foto (C) M.Pöhn
„Besseres konnte mir nicht passieren, als Ensemblemitglied in einem der wohl größten Repertoirehäuser der Welt zu sein. Da kann man an mehreren Partien in einer Saison gleichzeitig lernen und arbeiten, man kann als Cover tätig sein und parallel dazu auch in einer Neuinszenierung mittun. Das ist auf einem Stagionetheater alles nicht so einfach möglich, ja man würde geradezu an Beweglichkeit verlieren. Dazu kommt noch die Arbeit mit den erfahrenen Korrepetitoren des Hauses. So habe ich mir mein vielfältiges Repertoire erarbeiten können.“
Die Stimme tendiere jetzt nach oben, eine Facherweiterung hin zum lyrischen italienischen Bariton zeichnet sich ab, meint er. Auch das französische Repertoire schätzt er wegen der Leichtigkeit des Gesanges, wegen dessen „Süße“. „Die ersten Schritte sind in Prag mit der Libuse und in Wien mit den Puritani aber auch mit den Trojanern gemacht.“
Natürlich schätzt Plachetka auch die als so altmodisch verschrienen Inszenierungen an unserem Repertoirehaus, denn „die bilden doch den Grundstock für das Funktionieren eines solchen Riesenhauses, da kann man schnell und perfekt die Serien vorbereiten, da ist alles an seinem Platz.“
Das Ehepaar Karl-Ernst und Ursel Herrmann hat er als gute Regisseure in Erinnerung und denkt an die gute Zusammenarbeit gerne zurück, aber vergisst auch nicht darauf, die Regisseurin der heurigen Zauberflöte der Salzburger Festspiele, die Amerikanerin Lydia Steier ausdrücklich für deren präzise und handwerklich vorbildliche Arbeitsweise zu loben.
Angesprochen auf das oft von Kritikern erwähnte härtere, schärfere Rollenbild bei Mozart sowohl in Darstellung als auch im Gesang meint Plachetka: „Gerade bei Mozart ist zu spüren, wie sehr dieser Komponist aus den Worten heraus die Kompositionen seiner Opern anlegte. Anders als wie etwa bei Rossini, der ja bedenkenlos mit der Mehrfachverwendung bei seinen Melodien umzugehen pflegte, spürt man bei Mozart dessen „Modernität“, mit der er die Musik hinsichtlich des Textes behandelte. Und damit richtig umzugehen bedeutet, den Figuren auch ein schärfereRollenbild geben zu können. Mozart war nicht so lieblich, wie man ihm oft nachsagt.“

Mit Gattin Kateřina Kněžíková und Töchterchen Nummer Eins Adela Foto (C) ihot.cz
Seit dem letzten Interview mit dem Sänger im OnlineMERKER im Jahre 2012 wurde die damals schon geplante Ehe mit der tschechischen Sängerin Kateřina Kněžíková tatsächlich auch geschlossen, die vierjährige Adela und die vier Monate alte Barbara erfreuen als Nachwuchs das Sängerehepaar. Kateřina Kněžíková ist erfolgreiche Sängerin im Fach lyrischer Sopran.
Bahn oder Auto (natürlich eines der Marke Skoda) sind die Verkehrsmittel zwischen den Heimaten seiner Familie, Prag und Wien, denn die Bundeshauptstadt ist längst zum Hauptwohnsitz geworden. Und die Zeit ist für sportliche Aktivitäten noch enger geworden seit dem letzten Interview, allerdings um eine Mitgliedschaft reicher: Bei einer New Yorker Volley-Ball Gruppe!