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ZVOLEN/ Festival/Slowakei: VIVA VERDI: IL CORSARO

30.06.2013 | KRITIKEN, Oper

ZVOLEN/BANSKA BYSTRICA „VIVA VERDI“: „IL CORSARO“ am 29.6. 2013

 Nur drei Autostunden von Wien erlebt man ein kleines feines Festival der Oper von Banska Bystrica im Burghof von Zvolen, wenn das Wetter mitspielt. Diesmal war der Wettergott dem Unternehmen nicht gewogen. Aber es gibt natürlich Plan B, und es wurde im Opernhaus musiziert.

 Das ganz im Zeichen Verdis programmierte Fest nahm sich in konzertanter Variante der selten gespielten Oper Il Corsaro an. Zuletzt war das Werk 2007 im Innenhof der Rossauer Kaserne zu erleben. Es sang auch in Wien der Chor der Oper aus Banska!

 Für die vier Hauptrollen wurden alle Sänger aus Italien geholt. Corrado, der Korsar ist der junge Tenor Luciano Ganci. Dieser ist eine absolute Entdeckung. Der aus Rom stammende junge Sänger besitzt eine wunderbare, bereits sehr metallische Stimme, die sicher geführt ist – und daher sitzt auch die strahlende Höhe perfekt. Ebenso verfügt er über ausgezeichnete Phrasierung und genug Pianokultur für die lyrischen Passagen. Da kann man nur das Beste für die Zukunft wünschen.

 Sein baritonaler Kontrahent Seid war der internationale Bariton Alberto Gazale, Besitzer einer der besten Stimmen dieses Faches zur Zeit. Mit dieser Traumstimme wurde der nicht gerade sehr sympathische Pascha gleich weniger unangenehm, seine Romanzen mit Stretta begeisterten das Publikum am meisten, wie auch die beiden großen Duette mit dem Sopran (Gulnara) und dem Tenor zum Höhepunkt der Aufführung gerieten. Besucher der Wiener Staatsoper würden sich sehr freuen, ihn wieder zu hören!

 Elena Lo Forte, ein dramatischer Spintosopran, sang die sehr schwierige Partie der Gulnara. In Österreich hörte man sie bereits als Odabella in Verdis „Attila“ in einer konzertanten Aufführung des Vereins „Amici Del Belcanto“. Da konnte sie bereits gut gefallen. Die Künstlerin sieht nicht nur blendend aus, sie kann auch stimmlich die Zerissenheit dieser Frau musikalisch großartig darstellen. Ihre Auftrittsarie mit Cabaletta ist zündend und fein phrasiert, auch das große Duett mit Corrado ward ebenso bejubelt.

 Corrados Geliebte Medora war Clara Polito anvertraut. Auch sie ist eine Sängerin, die man schon öfter bei den Amici hören konnte. Und auch sie ist jedes Mal ein Gewinn für eine Produktion. Ein lyrischer Sopran mit unendlich langer Höhe, (sie hat auch die Königin der Nacht im Repertoire!), makellos geführt und alles „bombensicher“, diese Rolle fordert wunderbar zarte Piani, die gerieten vom Feinsten, aber sie kann in den großen Ensembles auch gewaltig aufdrehen.

Also, alle vier Sänger von aller erster Qualität und ein Wiedersehen in einem großen Haus sollte sicher sein!

Weiter verlässlich dabei Igor Lacko/ein Korsar, Peter Schneider/Selim und Matus Simko als Eunuch.

 Der Chor gab sein Bestes unter Iveta Popovicova. Marian Vach, ein sehr vielseitiger Dirigent, der diese Opern liebt, leitete umsichtig die Sänger und ließ das Orchester/Konzertmeister Michal Hudak kräftig und schön aufspielen.

Ein erfreulicher Kurzausflug. Und eine Empfehlung auch für nächstes Jahr.

Elena Habermann

 

 

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