Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

ZÜRICH/ Tonhalle: : Martha Argerich – D i e Schumann-Interpretin

Zürich Tonhalle, 4.10.2014 : Martha Argerich – D i e  Schumann-Interpretin

Einen Tag nach dem Konzert in Basel präsentierte sich das Royal Philharmonic Orchestra London unter Leitung von Charles Dutoit mit der grossen Pianistin Martha Argerich nun auch im restlos ausverkauften Tonhalle-Saal in Zürich. Und Martha Argerich gab allen Grund, sie immer wieder von neuem zu erleben und zu bewundern. Wie sie das Klavierkonzert a-Moll von Robert Schumann so persönlichkeitsstark und doch ganz in den Dienst am Werk gestellt spielt, ist ganz grosse Kunst. Nach dem eruptiven Beginn fächert die grandiose Interpretin sogleich die Lyrismen mit dem immer wiederkehrenden lyrischen Thema in fast verträumter Weise auf. Leicht verzögert im Tempo, ohne jedoch den Fluss der Wiedergabe zu gefährden, setzt sie jeweils das Eusebius-Thema quasi  als „Leitmotiv“ des Werkes ein. Und wie Martha Argerich mit dem Orchester auf musikalische Weise korrespondiert, ist schon ganz grosse Klasse. Als Vermittler hielt sich der Dirigent Charles Dutoit im Hintergrund, zudem verdeckt durch den offenen Flügeldeckel. Allerdings war die Künstlerin mit sich nicht ganz zufrieden, d.h. ihr war der Klang des auf brilliant gestimmten Steinways zu explosiv. Sie hätte sich einen weicheren, intimeren Klang gewünscht, wie sie mir nach dem Konzert ganz offen sagte. Nichts desto trotz hat mich ihre Interpretation des Schumann‘schen Klavierkonzerts stark beeindruckt und tief bewegt. Das spricht eben für die Souveränität dieser grossartigen Künstlerin, dass sie ohne jede Eitelkeit Selbstkritik übt. Welche fabelhafte Künstlerin, die mir in ihrer Bescheidenheit grösste Bewunderung abringt, vom musikalischen Können ganz zu schweigen. – Nach der Pause gab’s dann eine schneidig musizierte Fünfte Tschaikowsky durch das blendend disponierte Royal Philharmonic Orchestra London unter dem keine Sentimentalitäten duldenden Dirigenten Charles Dutoit. Der 3. Satz mit dem merkwürdig verzerrten Walzerthema geriet so in die Nähe von Gustav Mahlers sinfonischen Scherzo-Sätzen. Auch in der Instrumentation hatte der russische Komponist schon Einiges an Mahler-Klängen antizipiert. Zu Beginn Konzertes wurde die Euryanthe-Ouvertüre von Weber gegeben. Da die Holzbläser-Gruppe beim Eintritt des Publikums schon da sass und sich sorgfältig einspielte, gelang im Konzert in Zürich die Euryanthe-Ouvertüre diesmal makellos, wenn auch nicht optimal. Das konnte aber diesem von souveränem Musikergeist beflügelten Konzert nichts anhaben! Schätzen wir uns doch glücklich, solche Künstler hören zu dürfen!

John H. Mueller     

 

 

Diese Seite drucken