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ZÜRICH/ Opernhaus: ROBERTO DEVEREUX. Premiere. Sensationelle Philharmonia

Gaëtano Donizetti: Roberto Devereux • Opernhaus Zürich • Premiere: 05.02.2023

 Sensationelle Philharmonia

Gut 52 Jahre nach der Schweizer Erstaufführung (13.02.1971) beendet David Alden seine Zürcher Tudor-Trilogie mit der Premiere von «Roberto Devereux». Das Leading Team ergänzen wie schon bei «Maria Stuarda» und «Anna Bolena» Enrique Mazzola (musikalische Leitung) und Gideon Davey (Ausstattung).

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Foto © Toni Suter

Grundlage der Inszenierung von David Alden ist wieder der riesige, leere Marmorraum als Klammer für alle drei Werke der Tudor-Trilogie. Für jedes Werk gibt es dann eine eigene Installation, so hier, gemäss Programmheft, ein Fels und ein halbrundes, architektonisches Gebilde, das dazu dienen soll, offene und geschlossene, öffentliche und private Räume zu zeigen. Diese Gegensätze funktionieren leider nicht wirklich: das Gebilde fällt primär durch sein dauerndes Drehen (und die entsprechende szenische Unruhe) auf. Es wird nicht klar, ob die akustische Wirkung des Elements den Beteiligten bewusst war. Schon in der Barockoper erhielten vornehmlich die Kastraten «Klangmuscheln», die es ihnen erlauben sollten, «angemessen» hervorzutreten: entsprechend ist hier der Klang der Solisten (im Parkett) abhängig von der Position dieses Elements. Wieso Comprimarii wie Lord Cecil als verwirrter Geist und Sir Gualtiero Raleigh als Falstaff-Karikatur gezeigt werden, bleibt wohl Geheimnis des Regisseurs. Das Bühnenbild und die Kostüme hat wiederrum Gideon Davey besorgt. Die Versatzstücke, die den öffentlichen Raum, die «Regierungszentrale», so Schreibtische, Stühle und Stempel (wobei: Elisabeth hätte siegeln lassen und nicht selbst gestempelt), charakterisieren, erinnern an die Zeit des Ersten Weltkriegs. Ebenso die Kostüme von Chor und Statisten. Die hoch ästhetischen Kostüme der Solisten spielen mit Elementen aus der Zeit Elisabeths. Die Lichtgestaltung, die in dieser Produktion viel zur Stimmung beiträgt, stammt von Elfried Roller.

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Foto © Toni Suter

Inga Kalna kann als Elisabetta I. leider nicht überzeugen. Die Stimme ist uneinheitlich geführt: im Piano-Bereich ist Wohlklang durchaus möglich, in den anderen Bereichen verliert die an Farben, wirkt eintönig und neigt zu schrillem, scharfen Klang. Der Wunsch nach dramatischer Gestaltung der Partie ist lobenswert, rechtfertigt aber nicht die Verwendung veristischer Gestaltungsmittel. Konstantin Shushakov als Duca di Nottingham ist eine der Überraschungen des Abends. Die früher oft verschattet und gaumig klingende Stimme strömt bei sauberer Diktion nun frei, so dass sich der Sänger nun auf szenische Darstellung konzentrieren kann. Anna Goryachova als Sara bietet mit die beste solistische Leistung des Abends. Mit wunderbar frischem, vollen Mezzosopran gibt sie leicht und unangestrengt mit grosser Bühnenpräsenz die wider Willen verheiratete Waise. Stephen Costello gibt einen hervorragenden Roberto Devereux mit viel Schmelz und guten, sauberen Höhen. Besonders eindrücklich gelingt ihm seine Schlussszene «Come un spirto angelico». Andrew Owens als Lord Cecil vermag leider nicht zu überzeugen. Die Stimme klingt überanstrengt, die Phrasen mehr herausgeschleudert als frei gesungen. Brent Michael Smith singt einen soliden Sir Gualtiero Raleigh. Aksel Daveyan als Page, Gregory Feldmann als Vertrauter Nottinghams und Francesco Guglielmino als Henker ergänzen das Ensemble.

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Foto © Toni Suter

Als schlichtweg sensationell sind das Dirigat von Enrique Mazzola und das Spiel der Philharmonia Zürich zu bewerten. Mazzola ist seinem Ruf als führender Belcanto-Dirigent mehr als gerecht geworden und führt die Philharmonia in neue klangliche Sphären. Kaum je hat man die Bläser so sauber, die Streicher so zart, das Orchester so melodiös inspiriert gehört! Auf gleichem Niveau der Chor der Oper Zürich, besonders die Damen, verlässlich einstudiert von Janko Kastelic.

Ein würdiger Abschluss der Tudor-Trilogie.

Weitere Aufführungen:

Do. 09. Feb. 2023, 19.00; So. 12. Feb. 2023, 19.00; Fr. 17. Feb. 2023, 19.00; Mi. 22. Feb. 2023, 20.00;
So. 26. Feb. 2023, 19.30; Sa. 04. März 2023, 20.00; Di. 07. März 2023, 19.00; Fr. 17. März 2023, 19.00.

05.02.2022, Jan Krobot/Zürich

 

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