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ZÜRICH/ Opernhaus: L’ITALIANA IN ALGERI (Rossini). Produktion Salzburger Festspiele

Gioacchino Rossini: L’italiana in Algeri • Opernhaus Zürich • Premiere: 06.03.2022

Eine Produktion der Salzburger Festspiele

Vollkommener Rossini-Genuss

Nach den Wiederaufnahmen von «Le Comte Ory» und «Il turco in Italia» gehen die Rossini-Festwochen am Opernhaus Zürich mit der Premiere der Salzburger Produktion von «L’italiana in Algeri» weiter. Der angekündigte «vollkommene Rossini-Genuss» ist weitgehend eingetroffen.

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Foto © Monika Rittershaus

Die Premiere von «L’italiana in Algeri» (und die eben abgeschlossene Serie von «Il Turco in Italia») bietet die Möglichkeit die Konzeption der beiden Türken-Opern Rossinis (dazu mehr in einer der folgenden Kritiken) und zwei, soviel sei verraten, höchst gelungene, moderne Inszenierungen zu vergleichen (auch dazu mehr in einer der folgenden Kritiken).

Die Inszenierung von Moshe Leiser und Patrice Caurier überzeugt, wie von diesen beiden Künstlern gewohnt, durch sorgfältige Arbeit, grosse Musikalität und beeindruckenden Ideenreichtum. Ihnen gelingt, was gerade bei komischen Oper so schwierig ist: sie gleiten nie ins Banale, Schenkelklopfende ab. Leiser und Caurier spielen virtuos mit den Klischees und siedeln die Handlung im Hafen des heutigen Algier an (Bühnenbild: Christian Fenouillat; Kostüme Agostino Cavalca). Es gibt viel zu sehen und zu hören: Die Oper beginnt dem Ruf des Muezzins, so wie Leiser und Cauriers Inszenierung des Grafen Ory mit dem Schrei des gallischen Hahns begann. Mustafà, ein Mafiaboss, der mit Schmuggel reich geworden ist, lebt mit seinen Getreuen im Hafen und geht dort und in den angrenzenden Gassen seinen Geschäften nach. Die Inszenierung zeigt Bilder, die wir alle aus dem Fernsehen kennen und grundsympathische Menschen auf der Bühne. Elvira, an der Mustafà das Interesse verloren hat, und Isabella, die auf einem Kamel auf die Bühne reitet und ihre grosse Kavatine «Per lui che adoro» («Ihn zu beglücken») in einer mit Schaum gefüllten Badewanne singt, sind starke Frauen. Mustafàs Ästhetik steht auf Augenhöhe mit dem Geschmack der bekannten Neureichen Potentaten des Nahen Ostens. Und die reiche Beute an Sklaven, die die Korsaren von Haly gemacht haben, ist eine italienische Fussballmannschaft. Ein Abend, der von der Menschlichkeit der Figuren auf der Bühne geprägt ist!

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Foto © Monika Rittershaus

Cecilia Bartoli ist immer noch eine grossartige Isabella und echte Sing-Schauspielerin. Ihr Vortrag ist von grosse Flexibilität und in der Artikulation geprägt von Sauberkeit und Präzision: die Höhen wie die Koloraturen gelingen perfekt. Ildar Abdrazakov gibt mit kräftigem, sauber geführtem Bass einen höchst sympathischen, manchmal etwas lauten Mustafà. Abdrazakov setzt das Regiekonzept zu zeigen, wie Mustafà Opfer seiner Begierde wird, grossartig um. Nicht minder beeindruckend singt und spielt Nicola Alaimo den Taddeo, der Opfer seines unendlichen Selbstbewusstseins wird. Lawrence Brownlee als Lindoro ist stimmlich in grosser Form (sein Vibrato und seine enge Stimmführung bleiben Geschmacksache): die Höhen gelingen perfekt, die Koloraturen ebenso. Seine Bühnenpräsenz allerdings bleibt blass. Bassbariton Ilya Altukhov singt einen prächtigen Haly. Rebeca Olvera gibt ein stimmlich wie menschlich starke Elvira. Siena Licht Miller ergänzt das Ensemble als Zulma.

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Foto © Monika Rittershaus

Der von Ernst Raffelsberger prächtig vorbereitete Chor der Oper Zürich überzeugt mit grandios differenziertem Wohlklang und überbordender Spielfreude. Ob als Bauchtänzer oder Fussballspieler, die Bühnenpräsenz ist umwerfend.

Das Orchestra La Scintilla unter Gianluca Capuano brilliert in jeder Beziehung. So prächtig hat das Orchester, haben die Bläser schon lange nicht mehr geklungen.

Ein Traum und, wie angekündigt, vollkommener Rossini-Genuss.

Weitere Aufführungen:

Di. 08. März, 19.30; Do. 10. März, 19.00; So. 13. März, 19.00; Di. 15. März, 19.00; Do. 17. März, 19.00; So. 20. März, 20.00; Fr. 25. März, 20.00; Do. 31. März, 20.00; Di. 05. April, 19.00.

08.03.2022, Jan Krobot/Zürich

 

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