Foto: Hans Jörg Michel
Gioacchino Rossini: Il Turco in Italia, Opernhaus Zürich, Wiederaufnahme: 10.12.2019
Block 37, 6 Monate später
Jan Philipp Glogers Inszenierung des «Turco in Italia» funktioniert auch in der neuen Saison bestens und bietet weiterhin höchstes Vergnügen.
Unter Leitung von Antonino Fogliani spielt die Philharmonia Zürich einen spritzigen Rossini, der das Publikum den kalten Winterabend im Nu vergessen lässt.
Als Selim kommt nun Kyle Ketelsen nach Italien. Ketelsen überzeugte schon in der vergangenen Saison mit seinem Auftritt in „La Sonnambula“ und kann den positiven Eindruck hier nur bestätigen. In der szenischen Produktion kann er nicht nur mit seiner Stimme sondern auch mit seinem schauspielerischen Talent punkten. Auf der Suche nach ihm ist weiterhin Rebeca Olvera als Zaida. Sie spielt quirlig wie eh und je; ihre Stimme hat an Volumen zugenommen und gefällt nun noch besser. Leonardo Sánchez gibt ihren Gefährten Albazar. Renato Girolami verkörpert weiterhin einen herrlichen Don Geronio. Sein Gattin Donna Fiorilla ist nun Rosa Feola: sie kann mit hervorragender Technik und Emotion in Gesang und Spiel überzeugen, auch wenn das Fundament der Stimme nicht allzu gross ist. Edgardo Rocha, ein tenore di grazia allererster Güte, singt den Don Narciso, Fiorillas Liebhaber. Pietro Spagnoli zieht als Dichter Prosdocimo weiterhin die Fäden des Geschehens in Block 37.
Gloger verlegt seine Inszenierung erfolgreich in die Gegenwart. Ben Baur hat ihm dazu ein herrliches Bühnenbild geschaffen: einen Vorstadt-Wohnblock in dem Prosdocimo und Don Geronio wohnen und Selim gerade einzieht. Die Drehbühne ermöglicht rasche Szenenwechsel, so dass das Geschehen schnell an Fahrt aufnimmt. Prosdocimo als Dokumentarfilmer und Journalist sucht nach einer neuen Geschichte und wird im Alltag seines Wohnhauses fündig. Mit Don Geronios Ehe steht es nicht mehr zum Besten. Seine Gattin sucht Abenteuer und findet diese an einem zentralen Ort schweizerischen Wohnens: der Gemeinschafts-Waschküche. Während dem Zaida, züchtig mit Kopftuch nach ihrem Geliebten sucht, geht dieser, der Türke Selim, wie es dem Klischee entspricht mit Trainerhose und Lederjacke, mit Fiorilla zur Sache. Das aber erst, nachdem Fiorilla ihm ein paar Mal die Türe vor der Nase zugeschlagen hat. Pantoffelheld Geronio klagt unterdessen dem Altachtundsechziger Prosdocimo sein Leid. Reichlich Intrigen und Auseinandersetzungen, die dem Zuschauer doch alle sehr bekannt vorkommen, pflastern den Weg zum Eklat beim Fest der Freundschaft und dem Happy End.
Beste Unterhaltung auf höchstem Niveau!
Weitere Aufführungen:
13.12.2019, 19.00; 19.12.2019, 19.00; 28.12.2019, 20.00; 03.01.2020, 19.00.
11.12.2019, Jan Krobot/Zürich