Opernhaus Zürich, Finale: Das grosse Musikfestival zum Abschluss der Saison 2019/20
Operettengala Camilla Nylund & Piotr Beczała, Opernhaus Zürich, 11.07.2020
Die Operettengala war wohl als Höhepunkt des Festivals Finale gedacht: jetzt, wo die Bläser der Philharmonia wieder dabei seien, bringe man quasi wieder grosse Oper auf die Bühne und um die Abstände einhalten zu können, habe man die grösste Variante des Konzertzimmers gewählt, so Intendant Homoki in seiner Begrüssung.
Folgendes Programm wurde als Operettengala gespielt:
Philharmonia; Gold und Silber (Walzer) op. 79; Franz Lehár.
Nylund; Du sollst der Kaiser meiner Seele sein («Der Favorit»); Robert Stolz.
Beczała; Gern hab ich die Frau’n geküsst («Paganini»); Franz Lehár.
Nylund; Vilja-Lied («Die lustige Witwe»); Franz Lehár.
Nylund, Beczała; Wer hat die Liebe uns ins Herz gesenkt («Das Land des Lächelns»); Franz Lehár.
Philharmonia; Ouvertüre («Eine Nacht in Venedig»); Johann Strauss.
Nylund Csárdás («Die Fledermaus»); Johann Strauss.
Beczała; Komm, Zigány («Gräfin Mariza»); Emmerich Kálmán.
Nylund, Beczała; Uhrenduett («Die Fledermaus»); Johann Strauss.
— Pause —
Beczała; Freunde, das Leben ist lebenswert («Giuditta»); Franz Lehár.
Nylund; Höre ich Zigeunergeigen («Gräfin Mariza»); Emmerich Kálmán.
Beczała; Dein ist mein ganzes Herz («Das Land des Lächelns»); Franz Lehár.
Philharmonia; Unter Donner und Blitz (Polka schnell) op. 324; Johann Strauss.
Nylund; Warum hast du mich wachgeküsst («Friederike»); Franz Lehár.
Beczała; Wenn es Abend wird («Gräfin Mariza»); Emmerich Kálmán.
Nylund, Beczała ; Mein Freund, Vernunft / Wie eine Rosenknospe («Die lustige Witwe»); Franz Lehár.
Die Philharmonia Zürich unter ihrem GMD Fabio Luisi spielte hervorragende Operette. Für einmal nicht zu laut dirigiert, war der Klang absolut ausgewogen und das Kollektiv und die einzelnen Register überzeugten gleichermassen mit Akkuratesse und lebendiger Spielfreude.
Camilla Nylund, die im Laufe des Abends mehrfach elegant frisch eingekleidet erschien, konnte im Operettenfach leider nicht wirklich überzeugen. Wiederholt litt die Textverständlichkeit unter der Dramatik und der Lautstärke der für dieses Fach zu schweren Stimme.
Piotr Beczała zeigte sich in Bestform und überzeugte mit viel Schmelz, endlosem Atem und strahlenden Höhen. Im Gegensatz zu Nylund scheint er sich in diesem Repertoire absolut zu Hause zu fühlen.
Betrachtet man die Zugaben der anderen Solisten, die das Festival bestritten, empfand das Publikum das rasch und mit wenig Leidenschaft vorgetragene „Lippen schweigen“ als dürftigen und enttäuschenden Abschluss.
12.07.2020, Jan Krobot/Zürich