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ZÜRICH: MANON von Jules Massenet

“C’ést l’histoire de Manon Lescaut“

27.04.2019 | Allgemein, Oper

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Jules Massenet: Manon, Opernhaus Zürich, Vorstellung: 26.04.2019

 

(5. Vorstellung seit der Premiere am 07.04.2019)

“C’ést l’histoire de Manon Lescaut“


Foto: T+T Fotografie / Toni Suter + Tanja Dorendorf

Regisseur Floris Visser hat für das Opernhaus Zürich eine sich von der sonst am Hause vorherrschenden Brachial-Ästhetik wohltuend abhebende Inszenierung geschaffen. Seine Bühnenbildnerin Dieuwke van Reij hat ihm dazu einen Einheitsbühnenraum geschaffen, der sich mit verschiebaren Wänden trotz einer Prise „shabby chic“ auch zum Priesterseminar mit Kirchenraum und Hotel Transsylvanie umgestalten lässt. Die ebenfalls von Dieuwke van Reij geschaffenen Kostüme entsprechen der Entstehungszeit der Oper (Uraufführung am 19. Januar 1884, Opéra comique in der Salle Favart, Paris). Alex Brok hat die Beleuchtung gestaltet und Pim Veulings die Choreografie des Balletts.

Szenisch entsteht so ein absolut stimmiger Abend.

[Eine eingehende Besprechung der Inszenierung folgt in einer folgenden Kritik.]


Foto: T+T Fotografie / Toni Suter + Tanja Dorendorf

„Manon“ ist neben ihrem Schwesterwerk „Le portrait de Manon“ (1894) die einzige Oper Massenets, die die nicht weiter modifizierte Gattungsbezeichnung „opéra comique“ trägt. Damit verweist Massenet ganz konkret auf Eigenheiten dieser Gattung wie die Verbindung der Nummern durch gesprochene Dialoge statt Rezitativen oder eine gewisse Leichtigkeit, Duftigkeit der Musik. Eine grosser Teil der Definition liegt natürlich darin, dass man nicht das Gegenstück, als „grand opéra“ sein will.

Massenet steht zeitlich gesehen am Ende der Entwicklung der „opéra comique“ und so ist seinen Werken deutlich anzuhören, dass die Entwicklung hier weg von den Dialogen hin zum Rezitativ, zur durchkomponierten Oper geht (der alternative Entwicklungsweg führt in Richtung Operette).

Vom leichten Fliederduft einer opéra comique ist leider nichts zu spüren: es dominiert hier die kräftige Hyazinthe. Maestro Marco Armiliato dirigiert die Philharmonia Zürich als habe er Puccinis Manon Lescaut auf dem Pult liegen. Die Grobschlächtigkeit und pure Lautstärke lassen sich kaum erklären. An mangelnder Kenntnis des Hauses kann es wohl kaum liegen.

Elsa Dreisig gelingt eine hervorragende Interpretation der Manon: die Koloraturen liegen ihr perfekt in der Kehle. Müsste sie nicht forcieren… Piotr Beczala als Chevalier des Grieux zeigt, dass er zu den führenden Tenören unserer Zeit gehört. Das Dauerforte aus dem Graben zwingt auch ihn zum Forcieren und so wird seine Stimme phasenweise doch recht beansprucht und es mischt sich der ein oder andere Schluchzer bei, der nicht sein müsste. Yuriy Yurchuk als Lescaut ist ihm ein ebenbürtiger Gefährte. Alastair Miles als Comte des Grieux lässt seine reicher Erfahrung hören: er kommt auch am besten mit der Lautstärke zurecht. Stellvertretend für das weitere Ensemble seien Eric Huchet als Morfontaine und Marc Scoffoni als de Brétigny genannt.

Der Chor der Oper Zürich (vorbereitet von Ernst Raffelsberger) und der Statistenverein am Opernhaus Zürich tragen ihren Teil zum Gelingen des Abends bei.

Vielleicht kann sich der Flieder ja doch noch durchsetzen…

Weitere Aufführungen: Sa 04. Mai, 19.00; So 12. Mai, 14.00; Mi 15. Mai, 19.00.

30.04.2019, Jan Krobot/Zürich

 

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