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ZÜRICH/ Kunsthaus: IM HERZEN WILD. Die Romantik in der Schweiz

14.12.2020 | Allgemein, Ausstellungen

Kunsthaus, Zürich: Im Herzen wild. Die Romantik in der Schweiz, 13.11.2020 – 14.02.2021

 „Man sitzt gebückt, die Nase fast im Honig“

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Das Thema der neuesten Schau des Kunsthauses Zürich ist kunsthistorisch noch nicht vollständig bearbeitet und so geht es der Schau darum die Einflussströme beim Import der Romantik in die Schweiz nachvollziehbar zu machen. Der Blick auf die Romantik, die obsolete, strikte Abgrenzung von Klassizismus und Romantik und den Stilpluralismus (Einheit in Vielfalt) soll neu kalibriert werden.

Der Blick auf Romantik in der Schweiz zeigt, dass die Romantik auf Grund der Ausbildungssituation in der Schweiz wie im Rahmen der veränderten Reisegewohnheiten der Ausländer in die Schweiz importiert wurde. Wer in der ersten Hälfte des 19. Jh. die Ambition hatte Maler zu werden, musste sich, nach einer ersten Grundausbildung in der Heimat, das Rüstzeug in der Fremde holen. Nach der Aufklärung begann die Verbesserung der verkehrstechnischen wie politischen Infrastruktur, so dass sich, auch im Rahmen des „Retour à la nature“, die Wahrnehmung der Schweiz von einem agrarischen Land mit mehr oder minder gefährlicher Durchreisemöglichkeit hin zu einem eigenständigen Reiseziel änderte. Die fremden Künstler nahmen die Schweiz in ihre Bildwelt auf und hoben sie damit auf die Stufe der hohen Kunst.

Die strikte Abgrenzung von Klassizismus und Romantik ist auch deshalb obsolet, da die romantischen Künstler von Mobilität geprägt waren. Man war geistig wie räumlich mobil, transnational oder national entgrenzt, wenn man so möchte, und suchte Anschluss an die Akademien und baute sich Netzwerke auf (national blieben nur die Sujets). Oder um mit dem Schweizer Kunsthistoriker und Schriftsteller zu sprechen: „Zu den Grundbedingungen des Schweizer Künstlers gehört die Enge und was sie bewirkt: die Flucht.“

Die Romantik in der Schweiz und die Romantik der Schweizer zeichnen sich durch Stilpluralismus aus. Einheit in Vielfalt, bedeutet hier, dass es trotz höchst abwechslungsreicher Motive immer Konstanten gibt. Ob Tag oder Nacht, der Himmel und die Wolken oder aber natürlich die Berge waren immer von besonderem Interesse.

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Der Katalog zur Ausstellung (https://shop.kunsthaus.ch/products/im-herzen-wild-romantik-in-der-schweiz-ausstellungskatalog-deutsch) enthält ausserordentlich lesenswerte Beiträge von Jonas Beyer, Werner Busch, Johannes Grave, Florian Illies, Tobias Pfeifer-Helke, Michael Thimann, Franz Zelger und Anderen zur Thematik der Ausstellung.

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Die Schau überzeugt durch ihren Reichtum an Bildern und hervorragende Besucherlenkung mit hervorragenden Informationstafeln.

Das Highlight der Saison!

15.12.2020, Jan Krobot/Zürich

 

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