Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

Wolfgang Amadeus MOZART: KLAVIERKONZERTE Nr.11-13

10.09.2016 | cd, CD/DVD/BUCH/Apps

CD Mozart~1

Wolfgang Amadeus MOZART: KLAVIERKONZERTE Nr.11-13
Kristian Bezuidenhout,
Freiburger Barockorchester
HMF CD

„Sehr Brillant – angenehm in die ohren […] hie und da – können auch kenner allein satisfaction erhalten – doch so – dass die nichtkenner damit zufriedn seyn müssen, ohne zu wissen warum.“ so lautet Mozarts Eigenmeinung über die drei Klavierkonzerte, die auf dieser Neueinspielung zusammen angeboten werden. Die Plattenfirma geht davon aus, dass die soeben am Markt erschienenen Aufnahmen auf einhelligen Beifall stoßen werden. Leider kann ich das so nicht bestätigen.

Kristian Bezuidenhout spielt diese Konzerte auf einem dünn klingenden Hammerklavier und wird vom Freiburger Barockorchester dynamisch spannend, aber im Ton ebenso ausgehöhlt begleitet. Die CD legt aus meiner Sicht Zeugnis davon ab, was auf den Hörer zukommt, wenn die Originalklangidee auf die Spitze getrieben wird. Dabei habe ich hier in keine Richtung Vorurteile und pfege schon überhaupt nicht irgendein musikalisches Glaubensbekenntnis. Im Gegenteil: Die Christopher Hogwood Aufnahmen der Mozart Symphonien sind meine absoluten Favorits.

Zurück zum neuen Album: Die jeweils ersten Sätze (Allegro) profitieren vom raschen Tempo, der dramatischen Zuspitzung, den schnittig kurzen Phrasen und kantig servierten Rhythmen. Das Hammerklavier klingt in den schnellen Läufen frech und quirlig, bisweilen berauscht zugespitzt. Jede einzelne Note steht für sich in klaren Umrissen, nichts ist verwischt oder romantisch weichgespült. Insoweit ist der Hörer einmal – abgesehen von einer gewissen Gewöhnungsbedürftigkeit des Klangbildes – angetan, die inneren Strukturen dieser verspielten Unterhaltungsmusik im besten Sinne einfach nachvollziehen zu können, ohne auf den bei Mozart so wichtigen kulinarischen Aspekt verzichten zu müssen.

Mit eitler Wonne ist es jedoch in den langsamen Sätzen (Andante, Larghetto) schnell vorbei. Kann sein, dass andere bei so viel Entschlackung erst aufblühen, für meine Ohren bleibt in der vorliegenden Aufnahme von der Komposition nur noch das Gerüst über. Die im Orchester kurz angespielten Noten lassen ein Legato vermissen, das nicht nur romantische Seelen in musikalische Träume wiegt, sondern auch eine unverzichtbare Klammer im musikalischen Spannungsbogen bildet.

Kristian Bezuidenhout spielt technisch meisterlich, und versucht über einen spezifischen Anschlag, den „Spannungslöchern“ Herr zu werden. Er kann aber nicht verhindern, dass die Aneinanderreihung von langsamen Noten auf seinem Instrument ohne Nachhall bisweilen „geklimpert“ und damit nicht angenehm klingt. Außerdem hindert eine dem akustisch kargen Soloinstrument und der vibratolosen Bogenführung der Streicher geschuldete Kurzatmigkeit, die „himmlische“ Ruhe in den langsamen Zwischensätzen voll auskosten zu können. Da kann mir mein Kopf hundertmal sagen, das war damals vielleicht so. Mein Musikerherz und vielleicht auch meine (schlechten?) Hörgewohnheiten machen da auf jeden Fall nicht mit.

Was die finalen Allegretti und das Rondeau anlangt, so bleibt der Gesamteindruck trotz der hier unmittelbar wirkenden Spiellust und pulsierenden Vitalität für mich zwiespältig und wenig befriedigend. Die Aufnahmequalität ist – wie bei HMF Standard – untadelig. Ich möchte nicht verabsäumen, zu erwähnen, dass diese Aufnahmen in der von mir überaus geschätzten französischen Klassik-Fachzeitschrift „Le Diapason d’Or“ gemeinsam mit neun anderen CDs mit der höchsten Auszeichnung des Monats September 2016 bedacht worden ist. Unterschiedliche Ohren hören eben anders…

Dr. Ingobert Waltenberger

 

 

Diese Seite drucken