ImPulsTanz
Kleine Ausflüge nach Paris
und zu den Wüstenhexen
wei renommierte Tanzkompanien gastierten zeitgleich bei ImPulsTanz. Belgiens „Rosas“ von Anna Teresa de Keersmaeker mit „Brel“ im Akademietheater, die britische Akram Khan Company mit „Thkira: Night of Remembering“ im Burgtheater. Beide erfolgreich; verständlicher zu genießen war der kleine Ausflug nach Paris, zu den Chansons von Jacques Brel.
De Keersmaeker, langjähriger Gast bei ImPulsTanz, ist bloß mit einem einzigen Tänzer nach Wien gekommen, um als reife Tänzerin mit Soli wie im Duo eine Hommage an den legendären Chansonnier vorzuführen. Als Nummer drei öfters dabei: Jacques Brel, gelegentlich, ausdrucksstark singend auf der Videowand. Ein eindrucksvoller Abend – die Musik dieser Lieder haben ihre Kraft behalten. Und eineinhalb Stunden auf der Bühne hat die Choreographin, mit weiblicher Ausstrahlung männlich wirkend, verinnerlichte Intensität auszustrahlen vermocht. Ohne unablässig auf die feinen musikalischen Qualitäten dieser Chansons einzugehen. Drehend, drehend, mit ausgebreiteten Armen hat sie sich in Drehungen verfangen, hat die tänzerischen Nuancen der Musik nur ganz selten choreographisch ausgelebt. Der weit jüngere Partner Solar Mariotte ist Randfigur geblieben, konnte eher auf seine Breakdance-Vergangenheit hinweisen. De Keersmaeker in Brel-Trance, auch entkleidet, trotz der vielen Wiederholungen, manchem Leerlauf: Eine starke Persönlichkeit auf leerer Bühne zu starker Musik.
Akram Khans ’Nacht der Erinnerung’ ist heuer im Tal der Wüste im saudischen Al’-Ula uraufgeführt worden. Eine fünfzigminütige Beschwörungszeremonie mit lautest dröhnendem gleichförmigen Sound und in den dunkelsten Farben. Über ein dutzend Tänzerinnen kauern, huschen, laufen, wiegen, winden sich mit schickesten Tanzbewegungen und, besonders reizvoll, immer in harmonischem Gleichklang, zu den mythischen Aktionen der Protagonistinnen. Nicht klar in der Erzählung, doch in der expressiven Wucht durchaus eindrucksvoll. Dieses kompakte Ganze erinnert an Mussorgskis gespenstische „ Eine Nacht auf dem Kahlen Berge“, doch hier – tobende Wüstenhexen gehen ihren absonderlichen Ritualen nach.
Meinhard Rüdenauer