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WIEN/THEATER AN DER WIEN: HAMLET

03.05.2012 | KRITIKEN, Oper

WIEN/Theater an der Wien:  HAMLET am  2. 5.  2012   (5. Vorstellung)


Pavel Kudinov, Philipp Ens. Foto: Barbara Zeininger

Ambroise Thomas ist mit 2 Opern, welche nicht oft, aber gelegentlich gespielt werden, in der Opernwelt präsent geblieben. Es handelt sich um Mignon und Hamlet, eine Veroperung von Shakespeares Stück. Natürlich wurde es stark bearbeitet. Des Komponisten romantische Musik hat immer wieder schöne, auch dramatische Momente. Auch wenn der Komponist nicht in der ersten Reihe der großen Genies steht, ist sein Werk es wert gelegentlich aufgeführt und angehört zu werden.

Regisseur Olivier Py lässt den ermordeten König ziemlich viel herumspuken, dabei ist er nur dem Hamlet sichtbar, der immer wahnverfallener agiert. Die Bühne von Pierre-André Weitz zeigt eine düstere Burg aus Ziegelsteinen. Zuerst eine Riesentreppe. Diese kann in Einzelteile zerlegt, die immer wieder anders gruppiert werden. Das geschieht sehr oft, fast zu oft. Etwa „zeitlose Moderne“ könnte man von den Kostümen/Bertrand Killy sagen.

Garant für eine ausgezeichnete musikalische Erarbeitung durch die Wiener Symphoniker ist der bekannte Marc Minkowski. Er führt alle Mitwirkenden souverän und erfolgreich zu einem zusagenden Ergebnis. Wie immer ist man vom Arnold Schoenberg Chor sehr angetan.

Mit der Besetzung hatte man Glück, einen sehr guten Griff tat man mit Stéphane Degout in der Titelrolle, denn er kann die Zerrissenheit dieses wahnhaften Charakters gut über die Bühne bringen und überzeugt zudem auch im Singen auf beste Weise. Er hat auch Szenen, in denen er mehr rezitieren als singen muss (z. B. das „Sein oder Nichtsein“). Der Regisseur lässt ihn in einer Szene auch splitternackt agieren. Müssen Sänger und Schauspieler eigentlich alles machen, was Regisseuren einfällt?

Die unglückliche Ophélie, obwohl zuerst geliebte Braut Hamlets, wird nun von ihm abgelehnt und verstoßen. So verfällt auch sie dem Wahn und lässt sich von den Villis/Nixen in den See hinab ziehen. Christine Schäfer erfüllt ihre Rolle in jeder Hinsicht und in bester Qualität. Stimmlich hat sie sowieso keine Probleme.

Eine dritte Hauptrolle ist Hamlets Mutter Gertrude. Er verdächtigt sie, bei der Ermordung seines Vaters mitgeholfen zu haben. Stella Grigorian ist eine richtige Wahl dafür und eroberte sich mit ihrem Agieren und Singen ganz große Zustimmung.

Alle weiteren Sänger sind gut zu bewerten, ohne jeglichen Ausfall: Phillip Ens als Brudermörder Claudius; Fréderic Antoun hat als Laertes nicht viel zu singen, man hätte gerne mehr von ihm gehört; auch der Polonius/Pavel Kudinov ist eine eher kurze Rolle; positiv waren auch Martijn Cornet/Horatio und Julien Behr/Marcellus, beide auch die Totengräber. So passte es mit der Besetzung rundherum.

Das Werk ist einen Besuch wert, letzter Termin  5. Mai. Es ist doch interessant etwas Neues zu erleben und nicht nur das immer Gleiche. Das Publikum nahm den Abend mit deutlicher Zustimmung an. Degout, Schäfer und Grigorian erhielten zudem viele Bravos.

Martin Robert BOTZ

 

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