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Wien/Staatsoper LA TRAVIATA 19.Mai 2014

20.05.2014 | KRITIKEN, Oper
Myrtò Papatanasiu und Piero Pretti

Myrtò Papatanasiu und Piero Pretti

Wiener Staatsoper
“LA TRAVIATA”
19.Mai 2014  
27. Aufführung in dieser Inszenierung

 

Keine Frage, wenn Griechinnen gesanglich loslegen, da wird südliche Leidenschaft transportiert, da kommt jener eigenartige Stimmklang zum tragen, den wir kennen, etwa von einer Agnes Baltsa oder einer Chariklia Mavropoulou, wie sie auch in Wien zu hören waren. Oder eine jener vielen, die als Callas-Nachfolge gehandelt wurden wie etwa Elena Suliotis. Oder Maria Callas selbst.

Und da gibt es also einen Dallas Operaís Maria Callas Debut Artist of the Year Award, den hat die aus Larissa stammende griechische Sopranistin Myrtò Papatanasiu nach einem Monteverdi-Debüt an der Oper in Thessaloniki gewonnen und debütiert in dieser Serie als Violetta Valéry im Haus am Ring. Eher klein und zart, kann sie aber einigermaßen loslegen, wenn sie mit ihrem markanten, durchdringenden Sopran einen Aufschrei gegen die Mauern der bürgerlichen Welt oder gegen ihr Schicksal des spürbar nahenden Todes hören läßt. Mit jener gewissen Schärfe und Bitternis eben, die aus ihrer “griechischen” Stimme heraushörbar wird. Ihre eindeutige Stärke ist jedoch die Formung der Kantilenen im Mezzavoce, da kommt das angenehm farbige, glockige Timbre am besten zur Geltung. Eine Sängerin, die ihr Schicksal singend hören läßt und der man gerne zuhört. Leider gelag der Schlußton im ersten Akt, der Versuch zu einem hohen E zu gelangen, so ganz und gar nicht.

Etwas gegensätzlich dazu der in der Manier eines Kavalierbaritons (so stellt man sich diesen, als steif verschrieenen Typus ideal vor) auftretende Giovanni Meoni als Germont pére, höflich und sanft zu der “vom Weg abgekommenen”, etwas harscher schon zu seinem renitenten Herrn Sohn, der im dritten Akt eine Tachtel von ihm fängt, deren Geräusch immerhin bis zur Galerie drang. Sein großvolumiger, etwas rauer aber gut klingender Bariton verliert nur in den extremen Höhen etwas an Klang. Arie und Kabaletta wurden jedenfalls wirksam exekutiert.

Etwas handfester – auch figürlich – als üblich für einen jugendlichen Alfredo, aber dennoch mit frischem italienischem Stimmklang, guter Phrasierung und einem anhörbaren hohen C nach der Stretta: Piero Pretti konnte nach seinem Herzog abermals überzeugen.

Aura Twarowska als Annina und Zoryana Kushpler, diesmal als weniger überzeugende Flora führten das Hausensemble an, und ob Jinxu Xiahou der kommende Tenore leggero für Rossini wird, darauf konnte er als Gaston noch nicht hinweisen. Jongmin Park wäre noch als Dottore hervorzuheben.

Der Chor zeigte sich dank Thomas Lang, wie heißt es doch so schön, auf der Höhe seiner Aufgaben. Louis Langrée war den Sängern ein aufmerksamer Begleiter und sorgte für Verdischen Klang, für den ganz besonders, das muß erwähnt werden, die Celli sorgten.

Über die Inszenierung ist nicht viel zu sagen, da müßte man mehr über die Intentionen von Jean-Francois Sivadier kennen. Zwar hat sich das unangenehme Suchtverhalten der Traviata abgeschliffen, vielleicht nicht ohne Zutun der Abendregien und dem Spiel der Nachfolgesängerinnen in der Titelrolle, aber insgesamt ist ein buntes Bildchen an Versatzstücken wirklich zu wenig um dem ehrlichen Spielbemühen aller Beteiligten einen Rahmen zu geben!

Zwar kurzer aber besonders zustimmender Applaus vom stark von Touristen und Opernreisenden durchsetzten Publikum. Wo wäre die Quote wohl ohne dem Städtetourismus!

 

Peter Skorepa
MERKEROnline
Foto: Wr.Staatsoper/Michael Pöhn

 

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