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WIEN/Staatsoper „LA FILLE DU RÉGIMENT“ mit neuer Marie

27.10.2013 | KRITIKEN, Oper

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 Wiener Staatsoper
“LA FILLE DU RÉGIMENT”
26.Oktober 2013 
16. Aufführung in dieser Inszenierung

 

Hohes C x9

Íride Martinez entflammt Juan Diegi Floréz

Íride Martinez entflammt Juan Diego Flórez

Großartige Panzerparaden gibt es heutzutage bei uns nicht mehr zu sehen, nicht einmal mehr am sogenannten Nationalfeiertag. Wer da auf seine Rechnung kommen wollte, für den hätte sich der Besuch der “Fille du Régiment” wieder gelohnt, befreit doch Tonio seine Marie aus den Krakenarmen der Duchesse du Crakendorp, in dem er auf einem Panzer sitzend deren Schloss erstürmt. Ein liebes Ding, ein Modell wie man es im Ersten Weltkrieg verwendet hat, versehen mit drehbarem Geschützturm und richtigem Kettenantrieb. Solche Regiegags und die Kostüme von Laurent Pelly erobern auch in dieser Serie wieder das Publikum und der Chor, den Thomas Lang einstudiert hat, muß mit seiner Spielfreude zuerst genannt werden, ist er doch diesmal in seinen liebevoll gezeichneten Einzeldarstellungen, vor allem der Soldateska des Regiments sehens- und hörenswert.

Ihr Rollendebüt feierte Íride Martinez als Marie. Vorgesehen war eigentlich Daniela Fally, aber nach deren Absage und dem Handtuchwurf der ersten Einspringerin, der aus Plauen gebürtigen Anett Fritsch kam letztendlich das aus Costa Rica stammende Ensemblemitglied zum Zug und feierte zuletzt beim Publikum einen großen Erfolg, wobei weniger die stimmlich blitzenden Attacken, wie sie ihre Rollenvorgängerinnen geboten hatten, ihre Stärke sind, sondern ihre mit ungemeiner Zartheit vorgetragenen lyrischen Nummern wie die Romanze aus der Abschiedsszene des ersten Aktes (“Il fait partir!”) oder die Kavatine (“Par le rang et par l´opulence.”) aus dem zweiten Akt. Mit Juan Diego Flórez stand wieder der Premieren-Tonio auf der Bühne. Gesanglich ist er ja ein Edelstein mit perfektem Feinschliff, dessen neun hohe C mit der ihm eigenen, einem Uhrwerk ähnlichen Präzision von ihm in den Raum gesetzt wurden, so dass er der Begeisterung des Publikums nachgeben musste und das “Ah! Mes amis, quel jour de fete!” gleich noch einmal sang.

Carlos Álvarez hatte wieder sichtlich und hörbar Freude an seiner Rolle als Sulpice mit der, ihn bis zur Unkenntlichkeit verstellenden Verkleidung, die Marquise de Berkenfield war wieder in den bewährten Händen von Aura Twarowska und als Duchesse de Crakentorp kann sich Kiri de Kanawa – ganz große Dame in Auftreten und Aussehen – nicht entscheiden, ob sie ihre Rolle verblödeln soll oder ernsthaft noch als seriöser Star auftreten sollte, denn dafür hat sie auch noch immer bewundernswerte stimmliche Potenz, wie es ihre Gesangseinlage bewies.

Marcus Pelz war als Hortensius wie immer der vielen heiteren Einlagen nicht verlegen, Konrad Huber als Korporal, Dritan Luca als Bauer und Francois Roesti als Notar ergänzten unauffällig.

Mit Bruno Campanella stand ein erfahrener Kapellmeister mit ruhiger und unaufgeregter Zeichengebung vor dem Orchester, das Ergebnis war ein heiterer, leichter Donizetti mit solider Sängerbegleitung.

Viel Jubel schon während der Vorstellung und erst recht am Schluß für Flórez, aber auch für Martínez, Álvarez und de Kanawa in fein abgestimmter Nuance.

 

Peter Skorepa
MERKEROnline
Bild: Wiener Staatsoper/Michael Pöhn

 

 

 

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