Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/Staatsoper „ARIADNE AUF NAXOS“ Geburtstagsserie 15.6.2014

16.06.2014 | KRITIKEN, Oper

Wiener Staatsoper
“ARIADNE AUF NAXOS”
15.6.2014   10.Aufführung in dieser Inszenierung

 

Emilie Magee und Klaus Floria Vogt

Emilie Magee und Klaus Florian Vogt

 

Geburtstag hat er ja immer

 

Das “Geburtstagskind”, immerhin feierten wir seinen 150 Geburtstag vor wenigen Tagen, hätte sich ja  – bedenkt man die Auswirkung seines Schaffens auf die Operngeschichte und die enorme Bereicherung des gängigen Repertoires – wahre Festwochen verdient. Aber Richard Strauss mag sich trösten, er ist ja ständig anwesend im Jahresrepertoire, da soll ihn nicht eine festlich gemeinte Serie stören, deren Hauptattraktion eine “wüste Insel” aus drei zertrümmerten Klavieren darstellt. Wollte da Regisseur Sven Erich Bechtolf gar auf die Anekdote anspielen, in der ein reicher Unternehmer für die private Aufführung eines Klaviertrios gleich drei Konzertflügel bestellte? Aber auch dem reichsten Manne Wiens wäre das nicht zuzumuten.

Es darf durchaus nachgetrauert werden, der alten, weitaus intimeren und stimmigeren Inszenierung von Filippo Sanjust, welche die halbe Welt bereist hat, aber dieser eher geschmäcklerischen Neueinrichtung Platz machen musste, einer typischen Produktion der Salzburger Festspiele, deren peinlichster Aufputz wohl die beiden Balletteusen darstellen, die wie in einer billigen TV-Show alles grusig umtänzeln.

Ausverkauft war diese zweite Vortsellung der Serie nicht und der Stehplatz der Galerie war, hoch geschätzt, nur zu einem Drittel voll.

Unser Generalmusikdirektor hatte sich persönlich der Sache angenommen, die Geburtstagsserie zu leiten. Franz Welser-Möst wirkte auf die Philharmoniker ungemein locker ein, entfachte im Vorspiel eine fast zu überbordende Lebhaftigkeit im kleinen Orchester, so dass der Komponist, Kate Lindsey war die erfolgreiche Rollendebütantin, einige Male Mühe hatte, sich gegen das blasende “Blech und Holz” durchzusetzen. Erst im zweiten Teil mit seinem, mit tragischem Unterton ausstaffierten Pathos der Ariosi in der eigentlichen Oper und den musikalisch witzigen Parlandi der Gaukler in der Buffo war der Dirigent in seinem Element, da empfand man erst richtg den musikalischen Teil des Abends als ungemein stimmig.

Wie schon erwähnt, war Kate Lindsey als Einspringerin für Christine Schäfer ein mit aller erdenklichen Intensität leidender und letzlich glücklicher Komponist, der helle Mezzo der jungen Amerikanerin überzeugte mit seinem Jubelton. Dass sie in dieser Regie mit der Zerbinetta zuletzt vereint wird, ist erfreulich, ist doch Daniela Fally das zweite Atout dieser Aufführung mit ihrer glasklaren, zu witzigen Verzierungen fähigen leichten Stimme eine Klasse für sich. Auch wenn da die ganz große Rollenvorgängerin noch nicht erreicht ist. Sie ist aber auf dem besten Weg.

Emily Magee hat blühende Höhen zur Verfügung, Jubeltöne, wenn sie von Bacchus geweckt wird, in der Tiefe wird sie nicht annähernd gleich hörbar und das “Totenreich” mit seinem mystischen Anklang muß ohne jenem geheimnisvollen Pathos auskommen. Der Bacchus, Klaus Florian Vogt, der Problemfall der ersten Aufführung, präsentierte sich wie ausgewechselt. Zwar war sein Auftritt mit den Circe-Rufen noch immer ungewohnt beiläufig – in Wien war diese Rolle fast immer in Händen schwerer Tenöre – in der Folge jedoch erbrachte Vogt eine konzentrierte Leistung und konnte beweisen, dass ein “leichterer” Held gesanglich die Schönheiten der “göttlichen” Phrasen weitaus überzeugender freizulegen instande ist.

Jochen Schmeckenbecher ist stimmlich und darstellerisch ein famoser Musiklehrer, der die gespielte Ruhe und Abgeklärtheit ausstrahlt, von den Nebenrollen, schon in der ersten Kritik wurden sie im Merker-Online gewürdigt, sollten aber doch Clemens Unterreiner als Harlekin, Norbert Ernst als Tanzmeister und der wie immer köstliche Peter Matic stellvertretend für eine grundsolide Ensembleleistung Erwähnung finden.

Das Publikum des Sonntagnachmittages klatschte natürlich in die letzten Takte der Musik, zeigte aber wenigstens auch sonst ausreichende Applausfreudigkeit am Schluß.

 

Peter Skorepa
MERKEROnline

 

 

Diese Seite drucken