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Wiener Staatsoper „WERTHER“ 27.4.2013

28.04.2013 | KRITIKEN, Oper

Großer Jubel für die Einspringerin

Vesselina Kasarova ersetzt absagende Elina Garanca

 

Roberto Alagna auf Partnersuche Foto:Staatsoper/M.Pöhn

Nähert man sich der Staatsoper in froher Erwartung und kann von weitem schon die hektischen Versuche von Kartenhändlern oder Besuchern beobachten, ihre überzähligen „Billetten“ an den Mann oder die Frau zu bringen, dann ist prominente Absage zu erwarten. Das stimmte auch diesmal. Eigentlich kränkend für den Komponisten, denn der Besuch seines Werkes sollte eigentlich vor dem zugesagten Glanz der Abendunterhaltung stehen, aber so war der Opernbetrieb schon immer, auch zu Zeiten Massenets. Wäre ein Umtausch der Karten möglich gewesen, welch hektisches Treiben hätte erst vor den Kassen stattgefunden.

So aber konnte man statt der stargetueumflorten Lettin eine eben aus dem Flieger entstiegene Vesselina Kasarova in Höchstform als Charlotte erleben, die schon angesichts dessen, wen sie zu ersetzen hatte, eine intensive gesangliche und spielerische Leistung bot. Nein, das war nicht „Ersatz“ sondern das war schon auf gleichem künstlerischen Niveau mit der Absagenden, ich wüsste jetzt nicht mit Wertungen anzusetzen, eher ist auf die feinen Nuancen hinzuweisen, mit der jede der beiden Künstlerinnen auf ihre Art zu fesseln weiß, einer Interpretation die zwischen verhaltener und demütiger Erduldung bei der einen und etwas offener gezeigten Liebe und Verzweiflung bei der einspringenden Sängerin anzusetzen ist. Die Staatsoper war jedenfalls gestern Abend im Glück, zum Unterschied zu den Absagen im März. Roberto Alagna ist bei französischen Rollen ungleich besser aufgehoben als bei italienischen und erst recht bei einer so viel Intensität fordernden Partie wie dem Werther. Er weiß diese erforderliche Intensität mit dem Einsatz eines Dauerfortes und virilem Stimmklang zu erreichen, aber auch in den zurückgenommenen Phrasen war er diesmal erfolgreich. Dass er figürlich einen perfekten Werther auf die Bühne stellen kann, war zu erwarten, die „Chemie“ mit seiner Partnerin stimmte obendrein und als Bertrand de Billy mit den Philharmonikern, ohne allzusehr dem Sentiment dieser Musik verfallen gewesen zu sein, ins aufregende Finale ging, war auch dieser Abend ein bemerkens“werther“ geworden.

Tae-Joong Yang war der nicht gerade mit Persönlichkeit erfüllte Albert. Ein nur dauerböses Gesicht kann nicht die alleinige Gestaltung sein. Andreas Hörl war ein auffallend gestrenger Bailli, Thomas Ebenstein setzte als Schmidt einen schneidenden Charaktertenor ein, seine Art, als Jäger die Flinte so zu halten wie er, das kann nur als Gemeingefährdung gewertet werden. Auffallend, dass im Wirtshaus immer nur zu einem Drittel eingeschenkte Gläser serviert werden. Wenigstens Johann (Hans Peter Kammerer) hätte da protestieren können.

Der Kinderchor (Opernschule) war wie immer herzig, kein Wunder bei dem gestrengen Bailli und der reizenden Sophie von Daniela Fally, die ihren Part ganz wunderbar sang.

Ein applausfreudiges Publikum am Schluss, besonderer Jubel für Alagna und Kasarova, die sich sichtlich über die Ovationen freute.

 

Peter Skorepa

 

 

 

 

 

 

 

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