ER kam, sang und siegte !
Placido Domingo. Foto: Staatsoper/ Pöhn
Auch nach einer mehr als fünf Jahrzehnte währenden Karriere kann man nur in Superlativen über seine Leistungen schwärmen. Und wenn PLACIDO DOMINGO der langen Karrieredauer Tribut zollen mußte und ein Fach tiefer singt, so bringt er sich, wie gestern Abend, mit der gleichen Intensität und mit seiner vollen künstlerischen Verantwortung wieder in eine seiner neuen Rollen ein. Diese Stimmlage scheint es ja Verdi ungemein angetan zu haben, die Vaterrollen hat er den Baritonisten in die Kehle geschrieben und im „Simon“ findet man ja geradezu Idealsituationen dafür vor, für die Domingo derzeit die besten Voraussetzungen mitbringt: Eine volltönende und durchschlagskräftige, in der Tiefe nachgedunkelte Stimme mit leicht metallischen Höhen, die seine Vergangenheit als tenoraler Held nicht zu leugnen vermögen. Und mit dem gleichen Nachdruck, wie er gesanglich und darstellerisch über seine Gegner triumphiert, spielt er seine Vaterliebe anrührend aus.
Auch in der 63. Aufführung in der Inszenierung von Peter Stein wird diese Regiearbeit trotz nicht zu übersehender Probenarbeit nicht besser, zählt aber im Rahmen des Verdi-Jahres noch immer zu den gelungeneren Arbeiten im Haus. Evelino Pidò sorgte mit den Philharmonikern sowohl für aufgeheizte Dramatik, unterstützt vom Chor unter Thomas Lang, als auch für die Wiedergabe der Naturstimmungen, vor allem jene im zweiten Bild. Auch gelangen die Duette und Terzette in den beiden letzten Bildern ganz wunderbar.
Michele Pertusi hatte als Fiesco ein Rollendebüt am Haus, nicht sehr überzeugend, vor allem, was Intensität im Spiel und im Gesang ausmachte, die mangelnde Tiefe brachte seine große Arie um ihre Wirkung, statt eines Basso profondo stand einer ohne geeignetem Bassfundament auf der Bühne. Dem Liebespaar wiederum fehlte es nicht an Intensität, aber bei Maija Kovalevska manchmal an ruhiger Stimmführung für ihren hellen Sopran und bei dem Hausdebütanten, dem Sizilianer Roberto de Basio mangelte es an Stimmkultur in den höheren Lagen.
Das restliche Ensemble hat sich ja bereits früher bewährt, Marco Caria gibt einen fast schon zu schönstimmigen Paolo, bei seinem Abgang zur Hinrichtung könnte er einem beinahe Leid tun. Dan Paul Dumitrescu war wie immer verläßlich, diesmal als Pietro, Carlos Osuna war der Hauptmann und Simina Ivan war die „Wurzen“, die Dienerin.
Viel begeisterter Applaus, besonders frenetisch für den Star des Abends, aber auch entsprechend abgestuft für das Rundherum. Der Schlussapplaus dauerte immerhin achtzehn Minuten.
Peter SKOREPA