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Wiener Staatsoper: MADAMA BUTTERFLY von Giacomo Puccini

26.03.2018 | KRITIKEN, Oper

Tsagouharu Foujitas Bühnenbild des ersten Aktes (C Wr.Staatsoper)

Wiener Staatsoper
Giacomo Puccini :   MADAMA BUTTERFLY
25.März 2018    381. Aufführung in dieser Inszenierung
Von Peter Skorepa


Keine Frage, auch wenn der Marktwert – wie es im Fußballjargon so schön heißt – der angetretenen singenden Mannschaft und deren Bekanntheitsgrad nicht überragend war, war es ein Leichtes für die Staatsoper, das „Ausverkauft“-Schild auszuhängen, auch wenn die beiden großen Opernhäuser Wiens vielbeworbene Neuigkeiten auf das Programm gesetzt haben und dazu der vorösterliche Tourismuswirbel gerade erst begonnen hat. Puccini kann eben durch nichts ersetzt werden, auch nicht durch Einem.

Und während zeitgleich in Salzburg Puccinis Tosca in einer heutzutage unausweichlich gewordenen und fragwürdigen Neudeutung bei den Osterfestspielen gezeigt wird, läuft hier in Wien die ganz traditionell und vor immerhin sechs Jahrzehnten produzierte Butterfly mit andauerndem Erfolg. Mit Bühnenbildern von Tsugouharu Foujita, einem bekannten japanisch-französischen Künstler, dessen Entwürfe fernöstliche Klarheit ausstrahlen.

Die aus dem sibirischen Kugan stammende Elena Guseva ist neu in dieser Serie als Cio-Cio-San. Die junge Russin, bei uns schon bekannt durch ihre Rolle in Prokofjews Spieler, stellte ohne dieses oft so übliche japanische Getue und Geziere die selbstbewusste, vom harten Leben bereits mitgenommene aber für ihre neue Liebe trotz aller Warnungen hingabebereite Geliebte mit Intensität dar und blieb dem wohl tränentreibendsten Stück Puccinis nichts schuldig bis hin zur packenden Darstellung ihres Freitodes. Die herbe Süße ihres Soprans unterstützte sie dabei. Und wenn auch so manche Höhe weniger strahlend und mehr gegen den Sturm des Orchesters hörbar erkämpft war, ihre gesangliche Leistung begeisterte jedenfalls das Publikum.

Elena Guseva und Massimiliano Pisapia: Japanisch – Amerikanische Ehe (C Michael Pöhn)

Im ersten Akt lief der Abend etwas zäher an , das anfängliche Duett der beiden Amerikaner „holperte“ noch, Massimiliano Pisapia als Pinkerton hatte Schwierigkeiten, sein in der Höhe ausuferndes und teilweise waberndes Organ unter Kontrolle zu bringen, der Marineoffizier klang, als hätte er unter dem großen Otello sein Seehandwerk gelernt. Nicht gerade legatoselige Lyrismen sondern unpassend posaunenhafte Hochtöne unterbrachen seine Gesangslinie. Und Boaz Daniel brachte wie immer seinen gemütlich-verlässlichen amerikanischen Konsul mit ebensolchem Bariton auf die Bühne. Gab es damals um 1900  eigentlich schon Dunkelhäutige in Japan, in diesem so abgeschotteten Reich? Zumindest aber gab Bongiwe Nakani eine um ihre Herrin rührend Besorgte.

Elena Guseva (C M.Pöhn)

Dass Benedikt Kobel auch in Japan öfter einen markant tremolierenden Tenor hören lässt war zu erwarten, das prägt ja immerhin seine musikalischen Charakterstudien, diesmal jene des fiesen Heiratsvermittlers. Peter Jelosits ist für seine „Wurzen“ zu bedauern, bekommt er doch so nie die von ihm angebetete  Cio-Cio-San und Sorin Coliban als Onkel Bonzo war diesmal der Widerling aus der Verwandtschaft, auf den man aber besser hätte hören sollen. Laut genug dazu war er ja.

Ramón Tebar war nach einem noch „unruhig“ anlaufenden ersten Akt ein im zweiten Akt mit Erfolg die Dramatik anheizender, unspektakulärer Begleiter mit den Wiener Philharmonikern.

Gerade einmal fünf Minuten Schlussapplaus, der nur bei der Titelrollenträgerin stürmischer anschwoll.

Und die Achselklappen und Ärmelaufschläge bei Pinkerton weisen noch immer verschiedene Rangabzeichen auf. Dass die U.S. Navy so schlampig war? Und Achtung, drei Streifen, das wäre schon ein Commander, so weit hat es Pinkerton nicht gebracht.

Peter Skorepa
OnlineMERKER

Dr.Peter Reichl hat für den OnlineMERKER mit dem debütierenden Maestro dieses Abends, RAMÒN TEBAR ein interessantes und lesenswertes Interview geführt. Zum Interview

 

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