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Wiener Staatsoper: IMPRESSIONEN ZUR SPIELZEIT 2018 / 2019

10.09.2019 | buch, CD/DVD/BUCH/Apps

Wiener Staatsoper:
IMPRESSIONEN ZUR SPIELZEIT 2018 / 2019
Fotografiert von Michael Pöhn und Ashley Taylor

Eine schöne, elegante, elegische Anna Netrebko als Maddalena in Gioardanos „Andrea Chenier“ ziert den Titel des Staatsopern-„Rückblick“-Almanachs, den das Haus seit der Direktion von Dominique Meyer alljährlich zum Saisonbeginn herausgibt: Voluminöse Rückschau auf so gut wie alle Vorstellungen und Besetzungsvarianten.

Das Format hat sich bewährt: so quadratisch wie dick ausgefallen – es ist schließlich viel zu berichten. Auch inhaltlich bleibt man sich gleich: keine Kommentare, nur Fakten, Fakten, Fakten in Gestalt der Programmzettel und Fotos, die Michael Pöhn scheinbar so gut wie allabendlich erstellt, wenn es um Oper geht. Im Ballettgenre ist Ashley Taylor ähnlich fleißig, hier ist auch die Kunstfertigkeit zu bewundern, Tänzer in extremen Positionen (und gar in der Luft schwebend) zu „erwischen“.

In der Oper sind die Neuinszenierungen entsprechend breit behandelt, auch immer wieder mit Szenenfotos, während man sich sonst auf die Protagonisten beschränkt, vorzugsweise alleine oder im Duett, manchmal (selten) auch in einer bewegten Szene.

Wieder sind die Gegenüberstellungen zu loben, wenn beim „Barbier von Sevilla“ etwa die Figaros dreier Generationen – Adrian Eröd, Adam Plachetka oder Rafael Fingerlos – mit der Gitarre hantieren, jeder mit fröhlichem Gesichtsausdruck und doch ganz individuell. Die Fülle verschiedener Besetzungen (eine Seite mit drei Musettas, Mariam Battistelli, Maria Nazarova und Andrea Carroll) zeigt nicht nur reizvolle Vielfalt, sondern wieder einmal, dass die Ära Meyer konsequent auf jene Sänger setzt, die man sich selbst herangezogen hat. Es ehrt das Haus und das Bewusstsein für sein Ensemble, dass nicht nur die Stars prunken, sondern die Mitglieder des Hauses in kleineren Rollen nicht vergessen werden.

Im übrigen prunkt man natürlich mit den Stars, und eigentlich fehlt nur – hat man es schon reklamiert? – ein Künstlerregister am Ende, dass man sich seine Lieblinge schnell zusammen suchen könnte. Aber auch das Blättern hat einen lustvollen Effekt, zumal man auf so viele Zusammenhänge stößt. Und wer Bilder „lesen“ kann, wird einfach an Markus Werba und Peter Mattei „nebeneinander“ sehen, wie unendlich verschieden ein Don Giovanni angelegt sein kann – je nach Persönlichkeit. Darum will man ja auch dieselben Opern immer wieder sehen: Neben den Dirigenten sind es ja doch die Interpreten, die den Opernabend bestimmen.

Renate Wagner

 

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