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Wiener Staatsoper: Ein Künstlergespräch zur UNDINE

 staatsoper

 

 

 


mit
Annika Gerhards,
der Darstellerin der Undine
mit Alexander Medem, dem Regisseur
und mit dem musikalischen Leiter Johannes Wildner

 

Zum letzten Mal eine Kinderoper auf dem Dach der Wiener Staatsoper im Kinderzelt

Zum letzten Mal eine Kinderoper auf dem Dach der Wiener Staatsoper im Kinderzelt: Lortzings UDINE

 

Sie hat eine menschliche Gestalt, diese UNDINE, jener jungfräuliche Wassergeist Lortzings, der uns in seiner gleichnamigen Oper erscheint. Nur das so gleichnishaft beseligende, das fehlt ihr und sie kann eine eigene Seele erst durch die aufrichtige Liebe eines Menschen erwerben. Dieses und über die, durch menschliche Schwächen entstehenden Probleme, erzählt uns diese Märchenoper.

Ein Regisseur, eine UNDINE, ein Dirigent

Ein Regisseur, eine UNDINE, ein Dirigent: Alexander MEDEM, Annika GERHARDS und Johannes WILDNER

Was lag also näher, als dieses romantische Werk, welches Albert Lortzing nach einer Erzählung von Friedrich de la Motte-Fouqué zu einem Libretto formte und vertonte, für die Kinderoper der Wiener Staatsoper einzurichten. Also wurde unter der Patronanz des Oberspielleiters René Zisterer der aus Mailand gebürtige und in Wien lebende Deutsch-Peruanische Regisseur Alexander Medem beauftragt, die im Original rund dreistündige Oper auf eine kindgerechte Länge zu kürzen. Um für die reduzierte musikalische Fassung eine, möglichst dem Stoff und der Musik gerechte Verbindung und “Verschweißung” der einzelnen Teile zu gewährleisten, wurde der Komponist Tristan Schulze gewonnen, der diesen musikalischen Verbund, auch durch den Beitrag eigener Kompositionsanteile, herstellte.

Dazu der Dirigent Johannes Wildner: „Mit der vorliegenden Fassung von Tristan Schulze haben wir nun  die Möglichkeit, uns wieder weitreichend mit Undine auseinanderzusetzen ohne auf eine bestimmte Altersgruppe von Opernfreuden beschränkt zu sein, mit einem Wort, es entstand ein attraktiver und ein für das Repertoire tauglicher Einakter von rund 60 Minuten Länge für die ganze Familie.

Tristan Schulze hat Lortzings Oper nicht bloß verkürzt, sondern, das muß man besonders hervorkehren, neu gefasst, wie man einen Edelstein aus alten Zeiten von einem kreativen Goldschmied neu fassen lässt und so ein beinahe neues Kunstwerk geschaffen, welches die verschieden Kunstepochen mit ihren unterschiedlichen ästhetischen Ansätzen verbindet.“

Auch der Orchesterapparat ist, den Möglichkeiten des Kinderzeltes Rechnung tragend, entsprechend reduziert.

Dazu Johannes Wildner: „In der Reduktion sowohl der Handlung als auch der Instrumentation zeigt die Neufassung beinahe neoklassizistische Züge und löst damit die Frage nach den Entwicklungslinien der Deutschen Romantik auf und wir sehen sowohl die musikalische Substanz und ihre innewohgnende Dramaturgie klar und offen vor uns liegen. Ohne Zweifel wird die shakespearehafte Balance zwischen tragisch-ernsten und heiter-witzigen Passagen deutlicher als im Original, wird aber Lortzing voll gerecht und verstärkt noch das Vergnügen, sich mit diesem zu Unrecht vernachlässigten Werk auseinanderzusetzen.

Die kleine Besetzung führt zur musikalischen Grundsubstanz zurück und vermittelt uns klar hörbare Linien. Durch das solistisch besetzte Streichquintett und einem kleinen Holzbläserensemble, verstärkt nur durch Pauke und wenige Schlaginstrumente, zeigt Schulze, dass er die Vorgabe, die Richard Strauss seinen Komponistenkollegen in der Ariadne auf Naxos vorgelegt hat, sich ausgezeichnet zu Eigen gemacht hat: Erst Recht mit kleinster Besetzung können die größten Gefühle entsprechend dargestellt werden und können den Hörer erreichen.“

Offenes Ende für eine märchenhafte Beziehung: Annika Gerhards und Carlos Osuna

Offenes Ende für eine märchenhafte Beziehung: Annika Gerhards und Carlos Osuna

Der Regisseur Alexander Medem kam auf Einladung von René Zisterer zur Neuen Oper Wien für die Arbeit an Woyzeck 2.0 und auf diesem Weg in die Wiener Staatsoper. Die Arbeit an der Undine fand er besonders interessant wegen der dramaturgischen Bipolaritäten im Werk – das so unvereinbar Gegensätzliche der Ober- und der Wasserwelt einerseits, als auch der trennenden Welten des Wassergeistes Undines auf der einen und der Welt ihrer weltlichen Gegenspielerin, der stolzen Bertalda, auf der anderen Seite. Johannes Wildner dazu: „Genau solche Unvereinbarkeiten der Welten sind ja oft ein auch heute noch hochaktueller Wesenszug der damaligen Romantik. Abgründe der menschlichen Seele tun sich auf, wenn man solche Unvereinbarkeiten missachtet, die Undine zeigt uns das“.

Mit der zauberhaften Undine des Stücks, der aus Hockenheim gebürtigen und in Frankfurt ausgebildeten Sopranistin Annika Gerhards, die dem Ensemble der Wiener Staatsoper angehört, ist sich das Leading-Team über die durchaus produktive „Enge“ des Kinderzeltes einig. In den fünf Probewochen hat es sich gezeigt, wie sich die kurzen Kommunikationswege auf die Intimität der Szenen, auf das Spiel miteinander und auf den zu erwartenden, beinahe „greifbaren“ Kontakt zum Publikum positiv auswirken, wobei auf den Kinderchor der Wiener Staatsoper besondere Spielaufgaben zukommen.  

Ein Blick in eine der Proben veranlasst uns, auf die kreative und äußerst kindgerecht arbeitende Bühnenbildnerin Agnes Hasun sowie die phantastischen Kostümkreationen von Costanza Meza-Lopehandia hinzuweisen.

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Für den MERKEROnline waren bei diesem Gespräch dabei:
Anton Cupak und Peter Skorepa
Fotos: Michael Pöhn, Staatsoper und Peter Skorepa

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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