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WIEN/Cineplexx-Kino: TOSCA aus der Metropolitan Opera New York

10.11.2013 | KRITIKEN, Oper

DIE MET IM KINO: GLANZLOSE TOSCA (9.November 2013)

Wenn das Publikum vor dem 3.Akt Tosca zu flüchten beginnt, dann wird klar, auch an der Met wird fallweise mit Wasser gekocht. Es beginnt bei der Inszenierung durch Luc Bondy (Bühne Richard Peduzzi/Kostüme Milena Canonero) – das Premierenpublikum buhte vehement. Geblieben ist die Kargheit einer norddeutschen Ziegelbau-Kirche, die sich  im 2. Akt in ein Hinterhof-Bordell verwandeln  wird. Nur die Engelsburg erzeugt so etwas wie Puccini-Stimmung. Aber auch der Dirigent des  Abends – Riccardo Frizza – trägt samt dem Orchester der Metropolitan Opera Mitschuld am glanzlosen Output dieser Übertragung aus dem Lincoln-Center. Da auch die  Sängerin der Titelpartie überfordert  wirkte, verstärkte sich dieser Gesamteindruck. Patricia Racette hat eine typische US-Lokal-Karriere hinter sich. Seit Mitte der 90er Jahre ist sie als Mimi und Alice, als Musetta oder als Butterfly  an allen wichtigen amerikanischen Häusern erfolgreich engagiert. Bei der Tosca stößt sie an ihre vokalen wie schauspielerischen Grenzen. Bei den Ausbrüchen beginnt die Stimme zu „schlagen“, das Gebet wird zum „Hindernislauf“ und die Fernsehkamera entlarven eine  seltsame Gleichgültigkeit gegenüber den Folter-Schreien. Auch das Verhältnis zu Scarpia ist eindimensional. Dabei sollte es auch zwischen diesen beiden „knistern“ – blanke Ablehnung ist zu wenig.  Allerdings ist der großgewachsene Georgier Georg Gagnidze in dieser Inszenierung ein echtes Scheusal. Brutal, sadistisch aber auch eindimensional ist sein Scarpia.

Die Lichtgestalt der Vorstellung war hingegen  Roberto Alagna als Cavaradossi, der sich in Höchstform befand. Schon die erste Arie zündete, die Gloria Vittoria-Rufe waren hochdramatisch und im 3. Akt konnte er seine Lyrik voll entfalten.  Da  in diesem 3. Akt  Patricia Racette auch akustisch freier und gelöster wirkte, könnte man fast meinen „Ende gut, alles gut“. Erwähnt werden sollen übrigens noch Richard Berstein als stimmschöner Cesare Angelotti, John Del Carlo  ist ein zu wenig komischer Mesner und Edoardo Valdes ein prägnanter Spoletta. Bei der nächsten Übertragung mit Falstaff wird James Levine (mit Rollstuhl) ans Pult des Met-Orchesters  zurückkehren. Er fehlt wirklich  – nicht nur bei dieser glanzlosen Tosca

Peter Dusek

 

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