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WIEN / Wien Museum: WINTER IN WIEN

Nachdenken über den Winter

16.11.2024 | Ausstellungen, KRITIKEN

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WIEN / Wien Museum: 
WINTER IN WIEN
Vom Verschwinden einer Jahreszeit
Vom 14. November 20.24 bis zum 16.März 2025

 Nachdenken über den Winter

 Der Winter ist auch nicht mehr, was er war. Ganz selten fällt in der Großstadt – die Rede ist in diesem Fall von Wien – noch Schnee. „Vom Verschwinden einer Jahreszeit“ erzählt eine Ausstellung im Wien Museum, die sich über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft den Kopf zerbricht. Die Winter waren einst noch Winter, wenn auch nicht durchwegs so schön, wie manche Bilder glauben machen wollten, aber doch auch voll Vergnügen. Auch Nostalgie und Klischee spielen eine Rolle, wenn man sich auf die vielfältig aufgeblätterte Suche nach dem „Winter in Wien“ begibt wo das Thema von allen Seiten beleuchtet wird.

Von Renate Wagner

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Schnee, Eis, Schneemann, Rodeln, Eislaufen…. An sich sind die Assoziationen, die sich an den Winter knüpfen, erst einmal positiv und „schön“. Die Ausstellung, die Kuratorin Lisa Noggler „unter dem Dach“, im großen, klug gegliederten Ausstellungsraum des Wien Museums, gestaltet hat, wirft die Historie gewissermaßen „an die Wand“. Dort hängen Gemälde, Graphiken, Fotografien, Plakate und anderes historisches Material aus dem überreichen Bestand des Museums und dokumentieren die Vergangenheit, wobei auch Objekte – ob ein eiserner Ofen, ob eine Sammlung von Muffs – ihre Rolle spielen. Da begegnet man auch großen Namen: Tina Blau malte Eisschollen auf der Donau (vor der Regulierung des Flusses zweifellos noch eine Bedrohung), Broncia Koller-Pinell die fröhlichen Eisläufer, und ganz alte Stiche zeigen, dass es schon im Barock ein kaiserliches Vergnügen war, winters Schlittenfahrten durch die Stadt zu veranstalten. Man steigt tief in die Kulturgeschichte.

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Arm und Reich    Aber natürlich betrachtet man den Winter nicht unreflektiert. Die Frage, ob es nicht eine Jahreszeit für die Reichen war, drängt sich auf – jene Menschen, für die das Personal die Öfen füllte, die es in den Räumen warm werden ließen, die genügend Kleidung hatten, sich vor der Kälte draußen zu schützen, die Zeit und Geld für winterliche Lustbarkeiten besaßen. Dazu zählten auch (die Theaterzettel beweisen es) Weihnachts-Stücke und Konzerte in den Theatern, die Eisrevue, der  Weihnachtsmarkt. Und eine Sammlung von Muffs aus edlen Pelzen berichten von Zeiten, als man sich noch nicht über den Schutz von Wildtieren den Kopf zerbrach…

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Aber die Ausstellung denkt auch an jene, die in kalten, feuchten Räumen saßen und erkrankten, die nicht genug Geld für Essen, geschweige denn Heizmaterial hatten. Mitte des 19. Jahrhunderts froren Dreiviertel der Bevölkerung…Hoffnungslos sehen Bettelkinder von der Wand – und da ist der müde Blick von Frauen in Wärmestuben, die gar nicht hinsehen wollen, wie sie von reichen Damen besucht werden, die sich für ihre „Charitiy“ ganz ungeheuer wohl fühlen… daran hat sich wohl nicht viel geändert. (Interessanterweise stammt das Bild von Wilhelm Gause, der sonst für seine „Kaiserball“-Bilder bekannt wurde, aber auch ein Auge für soziale Zustände hatte.) Direkt in die Gegenwart zielt das Foto einer vermummten Sandlerin mit Türkenkoffern, wo man darunter „Haben Sie schon Ihre Weihnachtsgeschenke gekauft?“ liest… Die äußere Kälte geht mit der sozialen Kälte vielfach immer noch Hand in Hand.

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Es geht um Klima-Fakten    Die andere Ebene der Ausstellung spielt sich entweder installationsmäßig am Boden ab (eine riesige Glaskugel mit Schnee-Effekt ist nicht echt, wohl aber eine große nachgebaute Schneeflocke oder eine riesige rote Christbaumkugel) oder aber auf den Tischen, wo sozusagen „Lehrmaterial“ ausgebreitet wird (vieles auch interaktiv). Vor allem aber geht es um Informationen, auch in statistischer Form – und wenn in den letzten Jahrzehnten die durchschnittliche Wintertemperatur um zwei Grad gestiegen ist, sollte einen das beunruhigen. Für arme Leute bringt das wohl keine Erleichterung, für das Weltklima aber eine gewaltige Verschlechterung und dramatische Entwicklung, ob man ein Grad unter oder ein Grad über dem Nullpunkt ist … abgesehen davon, dass man statt Schnee nun Matsch und Regen bekommt.

Wien Museum am Karlsplatz
Winter in Wien – vom Verschwinden einer Jahreszeit“
Vom 14. November 20.24 bis zum 16.März 2025
Täglich außer Montag 9 bis 18 Uhr, Donnerstag bis 21 Uhr, Samstag, Sonntag 10 bis 18 Uhr

wienmuseum.at

 

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