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WIEN / Weltmuseum: AUF DEM RÜCKEN DER KAMELE

01.03.2024 | Ausstellungen, KRITIKEN

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WIEN / Weltmuseum: 
AUF DEM RÜCKEN DER KAMELE
Vom 27. Februar 2024 bis zun 26. Jänner 2025

Glanz, Untergang und
neue Zukunft`?

Für den „Orientalismus“ war das Kamel unverzichtbar – unzählige Male sind Scheichs auf diesem Tier konterfeit wurden. Und unvergeßlich, wie im „Lawrence of Arabia“-Film der Held seine edlen Reittiere mit „HatHatHat“ anfeuerte. Das Kamel als Mythos. Aber nichts im Leben hat nur schöne Seiten. Und wenn die UNO das Jahr 2024 den „Kameliden“ gewidmet hat, so geht das Weltmuseum Wien die Thematik von allen Seiten an, wobei das Schicksal von „Kamelen“ (im weitesten Sinn) gerade in der Gegenwart problematisch geworden ist. Manches aus der Zeit der „Völkerkunde“ kommt noch pittoresk auf den Betrachter zu, aber vieles ist bitter geworden.

Von Renate  Wagner

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Das Kamel ist gebürtiger Kanadier    Vor Millionen Jahren kamen die Stammtiere der Kameliden aus dem nördlichen Amerika und waren noch klein wie Schafe. Sie verbreiteten sich buchstäblich über die Welt und wuchsen zu verschiedenen Ausformungen heran. In Südamerika wurde das Lama in der Hochgebirgsregion der Anden für die indigene Bevölkerung so unersetzlich wie Kamele und Dromedare für die Wüstenregionen. Mit ihnen  hatten schon Römer und Chinesen ihre Macht erweitert, auf ihren Rücken zogen die Waren die Seiden-, Weihrauch- und Gewürzstraße entlang. Bescheiden in ihren Ansprüchen, groß in ihren Leistungen sollte man meinen, dass ihre Existenz gesichert sei. Immerhin war Jahrtausende lang ein Leben ohne Kamele als Reit- und Lasttiere, als Lieferant zahlreicher Ressourcen, für ganze Völker nicht denkbar.

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Der künstlerische  Aspekt  Die Ausstellung bietet einen Überblick über die Arten (unter den Lamas noch Guanako, Alpaka und Vikunjaa, die einhöckrigen Dromedare und die zweihöckrigen „Trampeltiere“, sprich Kamele ) und hat aus den eigenen Beständen der vielfältigen Völkerkunde-Sammlungen reichlich Kamel-Sättel, -Zaumzeug, – Schmuck, -Bildnisse und Fotografien, Teppiche und Geschirr im Zusammenhang mit den Tieren  sowie anderes Ethnographische beizutragen. Aber überall dürfen auch Künstler von heute ihre Assoziationen zum Thema einbringen.

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Krieg, Luxus und Untergang    Der Gebrauch (Mißbrauch) der Tiere machte auch vor Kriegen nicht halt, schon Napoleon erkannte bei seinem Ägypten-Feldzug die Nützlichkeit der Dromedare. Im Kolonialismus waren sie in ganz Afrika wichtig, wurden von den Deutschen in Namibia eingesetzt. Im Alltag der arabischen Welt spielten die Kamele eine wichtige Rolle – heute reduziert sich diese nahezu auf das Erinnerungsfoto der Touristen, hoch zu Kamel, vor den Pyramiden oder auf die Luxus-Kamel-Rennen der arabischen Oberschicht, wo für einzelne Tiere so viel bezahlt wird wie für Araber-Pferde. Doch auf dem Weg durch die Wüste wurden sie längst von den Jeeps abgelöst, und eine tragische Erkenntnis besagt, dass an den Rändern der Landstraßen durch manches arabische Land die Kamelkadaver verrotten, weil die Tiere heute kaum noch Nutzen und Wert zu haben scheinen.

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Eine Zukunft anderer Art?    Tatsächlich irrt man, wenn man die Nützlichkeit der Kamele unterschätzt, nur weil Autos schneller durch die Wüste brausen und Lastwagen mehr Waren zu transportieren vermögen. Die Tiere bringen Milch, Wolle, Fleisch, Dünger und Brennstoff, und sie kosten als „bescheidene Esser“ weit weniger Rohstoffe als beispielsweise Kühe. Darum gibt es Überlegungen, Kamele auch in Europa alternativ zu den hier heimischen Nutztieren zu züchten und zu etablieren, was im Sinne der Ökologie und der Klimaproblematik zweifellos sinnvoll wäre. Vielleicht hat die nächste Generation in Europa und den USA schon ganz selbstverständlich auch Kamelfleisch auf dem Teller…Mit diesem „Nutztier der Zukunft“ will die Wiener Ausstellung hoffnungsvoll schließen.

Weltmuseum Wien
Heldenplatz 1010 Wien
AUF DEM RÜCKEN DER KAMELE
27.Februar 2024 bis 26. Jänner 2025
Täglich außer Montag 18 bis 18 Uhr, Dienstag bis 21 Uhr
https://www.weltmuseumwien.at/

 

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