Wien/ Volkstheater/Tanztheater Monnier: Tanztheater bei ‚Johann Strauss 2025‘: Wiener Walzerträume …. ausgeträumt?
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Der Wiener Walzer ist doch nach wie vor … ein Paartanz? Von „Johann Strauss 2025 Wien“ in Kooperation mit Impulstanz ins Volkstheater eingeladen hat die arrivierte französische Choreographin Mathilde Monnier ihr Paraphrasen über „MUSIQUE – In the Spirit of Johann Strauss. The Missing Step“ vorgeführt. Ein fein gestalteter 60minütiger Abend, mit Tanztheater-Sensibilität ausgedacht, gut für das spezielle Modern Dance-Publikum der letzten Jahrzehnte.
Doch der ‚Missing Step‘ – der scheint hier weit, weit von der Lebensfreude und den musikalischen Qualitäten des Walzerkönigs entfernt. Das offensichtliche Resultat der sechs TänzerInnen auf der Bühne: Ja, ganz am Ende wälzen sich schließlich die Paare einigermassen dezent erotisch am Boden. Doch bis dahin: Solitüde, Solitüde, Solitüde in einer queer angehauchten künstlichen Ego-Welt. Sie sind Einzelpersonen, die hier immer wieder mit eigener Würde über die Bühne schreiten, noch eimal und noch einmal, tänzeln, mit artifizieller Gestik und Manier auf ihre Seelenbefindlichkeit hinweisen, sich auch in Reigen zusammenfinden. Feingefühl, Verletzlichkeit sind gegeben, doch die dramatische Spannung hält sich in Grenzen.
Rechts auf de Bühne macht sich ein elegantes ’selbstspielendes Klavier’ aus dem Haus Bösendorfer bemerkbar. Soll der improvisierende Meister Strauss sein. Na ja, er hat dabei wohl keine echte Freude. Vis-a-vis untermalt Komponistin Judit Varga musikantisch auf einem anderen Flügel auf noble Art gefällig mit fein klingenden Harmonien und rassigen Läufe. Klingt sehr gut. Gelegentlich sind auch Einfälle des Walzerkönigs heraus zu hören …. doch das ist eine völlig andere Welt.
Ausführend ist das international zusammengesetzte Berliner ‚Dance On Ensemble‘, ausschließlich reifere TänzerInnen über 40. Seriöse Typen, welche auf ihre und Monniers schöpferischen Möglichkeiten wohl zu keinem überzeugenden ‚Missing Step‘ finden. Trotz tiefgründigen Bemühens. Zu kraftlos sind ihre Emotionen gegenüber dem mitreissenden Zauber der verflossenen Wiener Walzer-Epoche. Monniers Reflexionen „Im Geist von Johann Strauss“: Die Walzerträume sind ausgeträumt, zu belebenden schwungvollen Walzerschritten findet sie nicht mehr.
Meinhard Rüdenauer