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WIEN/ Volksoper: WONDERFUL TOWN – Musical von Leonard Bernstein. Premiere

10.12.2018 | Allgemein, Operette/Musical


Sarah Schütz (Ruth) und Wiener Staatsballett. Copyright: Wiener Volksoper/Barbara Palffy

WONDERFUL TOWN – Premiere Volksoper, 9.12.2018

(Heinrich Schramm-Schiessl)

Es ist dem 100. Geburtstag Leonard Bernsteins geschuldet, dass die Volksoper wieder ein Werk von ihm auf den Spielplan setzt und man entschied sich diesmal nicht für sein wohl populärstes Werk, die „West Side Story“ sondern für „Wonderful Town“, ein Werk, das 1956 in eben diesem Haus seine deutschsprachige Erstaufführung feierte. So sehr ich die Reminiszenz-Überlegungen der Direktion verstehe, hätte mich eine Produktion von „Candide“ mehr geftreut.

Das 1953 uraufgeführte Werk ist letztendlich ein musikalisches Portrait von New York, genauer gesagt des Stadtteils Greenwich Village. Das Libretto verfassten – wie schon bei „On the town“ (1944) – Joseph Fields und Jerome Chodorov nach dem Theaterstück „My sister Eileen“ und den Erzählungen von Ruth McKenney. Die Handlung schildert die Erlebnisse zweier Mädechen aus Ohio in New York mit allen Irrungen und Wirnissen – natürlich auch gefühlsmäßiger Art – wobei es am Schluß dann doch zu einem Happy-End kommt. Die Musik ist schwungvoll, ganz im Stil der 50er-Jahree mit vielen jazzigen Elementen.

Die Volksoper zeigt das Werk in einer Koproduktiopn mit der Staatsoperette Dresden, wo die Produktion in der Saison 2016/17 Premiere hatte, und ihr gelingt damit nach der „Csardasfürstin“ ein zweiter voller Premierenerfolg in dieser Saison.

Man erlebt eine ungemein lebendige und flotte Aufführung, die praktisch keinen Durchhänger hat. Matthias Davids besticht durch eine sehr sorgfältige Personenführung, rasche Szenenabläufe und auch Momente, die zum Schmunzeln anregen. Die zahlreichen Tänze wurden von Melissa King sehr schwungvoll choreographiert und vom Wiener Staatsballett ebenso getanzt. Mathias Fischer-Dieskau war wie immer ein Garant für praktikable und rasch zu verändernde Bühnenbilder und Judith Peter schuf der Handlung angemessene Kostüme.

Sehr gut einstudiert spielte auch das Orchester unter der Leitung von James Holmes mit viel Elan und großen Schwung. Auch der Chor (Einstudierung Holger Kristen) entledigte sich seiner Aufgabe sehr zufriedenstellend.


Olivia Delauré (Eileen) und Wiener Staatsballett. Copyright: Wiener Volksoper/Barbara Palffy

Im Sängerensemble gab es überhaupt keine Schwachstelle. Die zentralen Rollen der Schwestern Sherwood verkörperten die Hausdebutantinen Sarah Schütz (Ruth) und Olivia Delauré (Eileen). Beide formten die Charaktere ihrer Rollen sehr sorgfältig und sangen und tanzten hervorragend, wobei Sarah Schütz um einen Tick überzeugender und spontaner wirkte. Dem bereits in zahlreichen Musicals in Wien aufgetreten Drew Sarich gelang es auch den Robert Baker überzeugend darzustellen, Auch er ließ musikalisch keinerlei Wunsch offen. Peter Lesiak („Wrack“ Loomis), zwar durch eine Beinverletzung gehandicapt und diesbezüglich von Direktor Meyer vor Beginn entschuldigt, sang, spielte und tanzte so selbstverständlich, als ob er gesund wäre. Christian Graf war in zwei Rollen eingesetzt und bewies abermals seine ungemeine Bühnenpräsenz. Christian Dolezal als Maler Appopolous, Juliette Khalil als Helen und Cedric Lee Bradley (Speedy Valenti) überzeugten ebenso wie Regula Rosin (Helens Mutter) und Jakob Semotan in vier Rollen.

Schon nach den einzelnen Nummern gab es immer wieder viel Applaus und am Ende zu Recht großen Jubel für alle Beteiligten.

Heinrich Schramm-Schiessl

 

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