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WIEN/ Volksoper: WAGNERS RING AN EINEM ABEND. Premiere

24.05.2013 | KRITIKEN, Oper

WIEN/ Volksoper: WAGNERS RING AN EINEM ABEND  23.5. 2013–Premiere

 So unterhaltsam kann Wagner sein!


Martina Mikelic, Renate Pitscheider, Alexandra Kloose. Foto: Barbara Zeininger

 Als Geburtstags-Nachlese hatte man sich in der Volksoper das ambitionierte Projekt vorgenommen, den „Loriot – Ring“ , der ja in den 90er- Jahren mit Vicco von Bülow selbst vorgetragen wurde, wieder aufzunehmen. Besonders mutig war dieses Vorhaben zusätzlich, weil ja die legendäre Aufnahme mit Loriot, Berliner Philharmoniker unter Karajan und mit höchstrangiger Besetzung Kultstatus erreicht hat und in jedermanns Ohr und Gedächtnis ist.

 Umso erfreulicher ist das Ergebnis zu bewerten – man kann ohne Übertreibung von einem Triumph für die Volksoper sprechen.

 Direktor Robert Meyer – der ja, wie wir aus der Fledermaus wissen, alles selbst spielt – überzeugte als Erzähler mit klarer und pointierter .Sprache. Der noch heute so erschreckend aktuelle Text wurde informativ, witzig aber nie verblödelt präsentiert.

 Das von Jac van Steen hervorragend geführte Volksopernorchester war die Hauptursache für das aufwühlende Musikerlebnis dieses Abends. Wotans Abschied, den Trauermarsch und das Götterdämmerungs-Finale hört man selten in dieser Eindringlichkeit – makellos und ohne Blechschäden interpretiert – großes Kompliment!

 Dass die genannten Szenen so wunderbar gelungen sind, ist zum Einen dem hervorragenden Wotan von Sebastian Holecek zu danken, der wieder einmal bewiesen hat, dass er ein Glücksfall für die Volksoper ist. Seine ausdrucksstarke, technisch gut geführte Stimme erlaubt ihm, das Walküren-Finale außergewöhnlich eindrucksvoll zu gestalten. Dieses Speeres Spitze muss man wahrlich fürchten. Zum Anderen liefert Irmgard Vilsmaier als Brünnhilde ein Götterdämmerungs-Finale, das verstehen lässt, dass sie inzwischen auch international eine gefragte hochdramatische Wagner – Sopranistin ist.


Endrik Wottrich. Barbara Zeininger

 Neben diesen stimmlichen Höhepunkten soll aber auch erwähnt werden, dass es bei dieser Vorstellung keinen Schwachpunkt gab. Die Rheintöchter Kristiane Kaiser, Adrineh Simonian und Martina Mikelic waren eine Luxusbesetzung und gestalteten ihr „wagala weia! wallala weiala weia!“ sehr eindrucksvoll. Caroline Melzer war mit ihrem vollen, warmen Sopran eine ideale Sieglinde und harmonierte sowohl mit Irmgard Vilsmaier als auch mit Endrik Wottrich, der sich mit Siegmund und Siegfried sehr viel 
aufgebürdet hat. Die Familie der  „Nibelungen“ wurden vom Vater Alberich (Martin Winkler) und vom Sohn Hagen (Petar Naydenav) stimmgewaltig und stimmschön dargestellt.

 Bei dieser Vorstellung konnten wir feststellen, wie genial das Konzept von Loriot ist.  Für Wagner-Besessene ist es eine beglückende Ergänzung, wie man unsere Droge aufnehmen kann; es ist aber auch eine hervorragende Methode, in die Musik von Richard Wagner einzusteigen. Wir waren mit Wagner – Neulingen in der gestrigen Vorstellung und konnten erfreut feststellen, dass die Infektion mit dem Wagner Virus geglückt ist.

 Maria und Johann Jahnas

 

 

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