Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Volksoper: TURANDOT mit exzellentem C-Tenor

05.03.2014 | KRITIKEN, Oper

Wien/Volksoper: VINCENT SCHIRRMACHER  – EIN EXZELLENTER C-TENOR FÜR PUCCINIS “TURANDOT“ IN DER VOLKSOPER”(4.März 2014)


Vincent Schirrmacher. Foto: Volksoper

Neill Shicoff sagte die Reprise der Turandot ab – und ein junger Tenor, der seit längerem am Währinger Gürtel als „Geheimtipp“ gehandelt wird, nützte die Chance des „Einspringers“. Vincent Schirrmacher heißt der junge Mann, dessen mütterlichen Vorfahren britisch-chinesisch sind, während der  Vater  japanisch-mongolische Gene einbrachte. Nach Studien in London und Wien zeichnete sich eine dramatisch Stimmentwicklung ab. Der erste Wiener Kalaf war jedenfalls ein durchschlagender Erfolg. Die dunkle Mittellage und die offene, strahlende Höhe ergeben jene virile Erotik, die man von Spinto-Tenören  im Grunde immer erwartet und so selten bekommt .Vincent Schirrmacher gibt sich jedenfalls lyrisch-schmeichelnd („Non piangere Liu“) und in der Rätselszene heldisch. Er singt in der großen Arie von Turandot das hohe C mit und legt sich das 2.hohe C ein, wenn er nach seinem Namen suchen lässt. Und forciert in dieser Szene fast zu sehr. Ideal in der Klangbalance ist Vincent Schirrmacher dann im 3. Akt. Sowohl das „Nessun dorma“ wie das fast unsingbare Duett zwischen Turandot und Kalaf sind ideal in punkto  Klangausgewogenheit.

Und die koreanische Sopranistin Jee-Hye Han avanciert zur idealen Partnerin, der man auch die liebende Frau zutraut. Eine Männerhasserin wandelt sich zur Traumfrau. Bis dahin dominiert bei den Frauen  – wie zumeist – die Interpretin der Liu.  Kristiane Kaiser hat die schönsten Melodien zu bieten. Und ihr lyrisch-beseeltes Singen  geht unter die Haut.

Am Pult leitet  Guido Mancusi  eher routiniert eine Vorstellung, die die Wiederbegegnung mit einer phantasievollen Inszenierung von Renaud Doucet und Andre Barbe (China als bunter Insektenstaat) ermöglicht, die wohl mangels Fehlen einer entsprechenden Besetzung seit der Premiere vor 8 Jahren insgesamt  nur 28 mal gegeben wurde. Mit dem neuen Spinto (der in dieser Spielzeit auch noch als Trovatore an der Volksoper debütieren wird) könnte sich das ja nun rasch ändern. Ausgezeichnet auch der japanische Bass Yasushi Hirano als Timur. Die Stimme wird größer und runder. Ein Hochgenuss. Bleiben noch die drei Minister Ping, Pang und Pong zu erwähnen – Günter Haumer, David Sitka und JunHo You  – sind der lyrische Gegenpol zu der alltags-faschistischen Praxis rund um Kaiser Altoum (Otoniel Gonzaga). Das Volksopern-Orchester und der Volksopern-Chor kommen  voll auf ihre Rechnung.

Am Ende großer Jubel. Vor allem für Kalaf, Liu und Timur.

Peter Dusek

Anm. der Red.:Vincent Schirrmacher ist am 11.3. im „Merker-Kunstsalon in der Gatterburggasse in Wien Döbling im sängerischen Einsatz bei „Die Spanier in Amerika“ (Verdi, Gomes) (siehe Ankündigung in der Aktuellen Seite)

 

Diese Seite drucken