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WIEN/ Volksoper/ Staatsballett: EIN SOMMERNACHTSTRAUM

Tanzzirkus mit nächtlichem Feuerwerk


Mihail Sosnovschi. Copyright: Ashley Taylor /Staatsballett

Das Wiener Staatsballett in der Volksoper, 20.4.2018: „Ein Sommernachtstraum“ als Tanzzirkus mit nächtlichem Feuerwerk

Ja, das ist ein Volltreffer für die Volksoper! Das Wiener Staatsballett präsentierte sich bei der Wiederaufnahme von „Der Sommernachtstraum“ in jeder Hinsicht absolut hochtourig. Jorma Elos Choreographie wurde 2010 in der Staatsoper uraufgeführt, später in das Repertoire der Volksoper übernommen. Und 2011 wurde Elo für diese seine getanzte Nacherzählung von William Shakespeares erotischem Nachtstück mit dem Prix de la Benois als bester Choreograph der Saison ausgezeichnet. Jetzt, in wenig Proben frisch einstudiert, scheint dieser vergnügliche Tanzzirkus mit seinen über die Bühne wirbelnden Elfen und anderen Nachtgestalten, wechselnden Liebespärchen oder dem frech dominanten Puck einen besonderen Feinschliff bekommen zu haben. 

Eines hilft dem Publikum bei diesem nächtlichen Bühnenzauber, welchen Jorma Elo mit grotesken Spielelementen wie dynamischen Turbo-Sequenzen und zahlreichen originellen Einfällen zum funkeln bringt, schon sehr: Felix Mendelssohn Bartholdys romantisch beseelte Schauspielmusik, ergänzt mit anderen seiner Traummelodien (etwa 2. und 3. Satz seines Violinkonzertes) und vom Orchester unter Andreas Schüller gefühlvoll vermittelt, führt wunderbar in diese Welt ein. Es ist eine dichte Erzählung, in welche sich das Ensemble richtig hingebend eingelebt hat. Kobold Puck verwickelt hier als wendiger Spielmacher mutwillig die Fäden: Mihail Sosnovschi ist in seine Rolle total hineingewachsen, brilliert mit prägnanter Pantomime wie mit fulminanter Tanzartistik, umflort von putzigen Kinderballett-Glühwürmchen.


Alice Firenze, Dumitru Taran. Copyright: Ashley Taylor/ Staatsballett

Keine Schwachstelle im ganzen Ensemble trotz geforderter Virtuosität und flexiblen Reagierens in einer rasch fließenden Bilderfolge. Als sich verwirrt liebendes puppenhaftes Jungvolk leiten Natascha Mair und Scott McKenzie wie Alice Firenze und Dumitru Taran den Abend noch einigermaßen lyrisch ein. Stark in der skurrilen Schar der Handwerker: Gabor Oberegger als der sich zum ratlosen Esel verwandelnde Zettel. Vladimir Shishov vermag als gestandener stattlicher Oberon zu imponieren. Und, einmal nun als Titania, die Königin der Elfen, ist Ketevan Papava die Krone edelster Ballerinen-Herrlichkeit nicht zu nehmen. Hinein in diese unruhige, doch stets harmonisch Sommernacht: Das kunstfertig angefachte tänzerische Feuerwerk vermag in der Volksoper so richtig Spaß zu machen.

Meinhard Rüdenauer 

 

 

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