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WIEN/ Volksoper: SALUT FÜR MARCEL PRAWY – zum 100er

30.12.2011 | KRITIKEN, Oper

Volksoper Wien: SALUT FÜR MARCEL PRAWY – ZUM 100.GEBURTSTAG  (29. Dezember 2011)

  Der Anfang hätte von Marcel Prawy selbst stammen können: mitten in die Video-Zuspielungen von der ersten Musical-Produktion an der Wiener Volksoper von „Kiss me Kate“ aus dem Jahr 1956 treten zwei offensichtliche Mitglieder der Mafia auf und schmettern aus vollem Hals: „Schlag nach bei Prawy!“ – sie sind ausgestattet mit den legendären Plastik-Sackerln des „Opernführer der Nation“ und entpuppen sich rasch  als Boris Pfeifer und Christoph Wagner-Trenkwitz.  Und heizen mit Cole Porter  prompt die Stimmung eines Abends  an, bei dem das junge Ensemble der Volksoper gemeinsam mit dem  hochtalentierten Dirigenten David Levi (und einem Volksopern-Orchester in Höchstform) sowie zwei Legenden des Musiktheaters erfolgreich zeigen, dass auch Nostalgie-Abende das Adjektiv „jugendfrisch“ erhalten können. Man benötigt allerdings „rising stars“ wie die Charme-„- Bomben“ Johanna Arrouas, Sigrid Hauser, Adrineh Simonian und ihre Bühnen-Partner  Stefan Cerny, Marco Di Sapia oder  Alexander Pinderak. Und die beiden Primadonnen heißen immerhin  Olive Moorefield (schon 1956 bei „ Kiss me Kate“ dabei) und Julia Migenes (die ihre Karriere vor mehr als 40 Jahren mit  der Wiener „Wests Side  Story“ begann und stimmlich wie optisch  immer noch mehr als eindrucksvoll ist). Der „Salut für Marcel Prawy“ wird deshalb auch rasch zur „Talenteschmiede des jungen Ensembles“ – und wer den 100.Prawy-Geburestag versäumt hat, sollte sich rasch um die Karten für die einzige Wiederholung am 3.Jänner bemühen. Die Nachfrage wird sich nicht nur bei den Prawy-Fans noch weiter erhöhen. Die Hauptwirkung dieses Events geht von der Musik aus – was ganz im Sinne von Marcel Prawy war: man will sofort  mehr aus „Wonderful Town“ von Leonard Bernstein hören; bei Annie Get Your Gun (von Irving Berlin) zeigt der fesche Marco Di Sapia,über welch vokale Potenz er verfügt; bei „Brigadoon“ von Frederic Loewe – das Prawy seinerzeit blutenden Herzens wegen Rechtsproblemen absagen musste – begeisterte Stefan Cerny. mit „Almost Like Being in Love“ – so muss man Musicals interpretieren, Dazwischen erzählte Olive Moorefield über ihre kurze, aber heftige Liebesaffaire mit Marcel Prawy vor mehr als. 5 Jahrzehnten. Vor der Pause trat dann noch  Julia Migenes auf und machte Appetit auf mehr von Bernsteins „Candide“ (die in der Volksoper demnächst konzertant  gegeben wird). Nach der Pause erzählte sie über Marcel Prawy und ihre Anfänge in Wien, wurde dabei von Adolf  Dallapozza – ihrem ersten .Tony – unterstützt.  Als würdiger Nachfolger entpuppte sich  Alexander Pinderak als Tony von heute. Und als die Migenes „Somewhere“ anstimmte, stiegen die Tränen   auch bei jenen hoch, die viel später geboren worden waren. Mit Show-Boat (hervorragend Sigrid Hauer mit Bill), Porgy and Bess und Caroussell ( Eindrucksvoll Adrineh  Simonian und D i Sapia mit „Wär es Liebe“) spielte die Volksoper noch weitere musikalische Trümpfe aus.

Es war eine Geburtstagsfeier für Marcello, die ihm wohl sehr gefallen hätte.  Die Opernführer-Anekdoten gab es in der  Staatsoper. Und in der Volksoper erwies man dem Repertoire-Erweiterer die Referenz. Mit einer Soiree auf wahrlich hohem Niveau!

Peter Dusek

 

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