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WIEN/ Volksoper: ORPHEUS IN DER UNTERWELT. Mit Jupiter & Co auf allen Höhen der Untiefe. Premiere

Wiener Volksoper: „ORPHEUS IN DER UNTERWELT“ – mit Jupiter & Co auf allen Höhen der Untiefe (21.1.23)

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Foto: Youtube

Geistiges, sängerisches Niveau sind nicht gar so wichtig, Spaß muss sein! Mit solch einer Devise bitten die Österreichischen Bundestheater zu einer neuen Produktion von Jacques Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ in die Wiener Volksoper. Götterfürst Jupiter nimmt uns dort an der Hand und führt in dieses in die buntesten, fröhlichsten Farben getauchte Reich der alten Olympier, welches hier zwei Funny Boys aus England, als ‚Spymonkey‘ gepaart, den Wienern opulent mit viel Aufwand, sehr, sehr viel Aufwand, grotesk und ohne Tiefgang vorgezaubert haben.

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Ruth Brauer Kvam als „Öffentliche Meinung“. Foto: Wiener Volksoper

Show, Clownerien, ein gewisser Bühnenspaß, jeden zweiten Moment muss irgendwie irgendeine Pointe her! Das Duo Toby Park & Aitor Basauri, die Chefs der seit einem Vierteljahrhundert erfolgreichen Comedy Theatre Company in Brighton mit dem Markenzeichen ‚Spymonkey‘, haben sich viel Mühe gemacht, ihre aus der großen Tradition englischer Komödiantik gewachsenen Spielfreude wie das Auskosten quirliger und frecher Körpersprache dem derzeitigen Ensemble der Volksoper einzutrichtern.

Publikumslieblinge und Gesangesgrößen sind keine auf der Bühne zu finden, doch gespielt und rumort und im Getue überdreht, überdreht und nochmals überdreht wird wohl fein und überzeugend.

Jedoch …. die Produktion zielt nun einmal rein auf spielerische Gags und Blödeleien, ist aber in keinster Weise um einen kultivierten musikalischen Duktus bemüht. Ein prinzliches Arkadien ist hier nicht zu erleben, doch herum tollende, tanzende, witzelnde Schäfchen, Bienchen, skurrile Höllenhunde und die überbordende Schar von Jupiters Ungöttern und manch andere spleenige Zutaten – etwa Meister Offenbach höchstpersönlich bekommt in Wien sein eigenes Denkmal; so der Schlussgag – leben eben voll solch spymonkeysches Ideengut aus. Lockere, unbeschwerte, um Dreistigkeit, nicht aber um Sinnsuche bemühte Comedy. Dem tollen Cancan wird bloß ein bescheidenes Plätzchen eingeräumt. Aber auch: der andauernde Schabernack lässt keine Spannung im Handlungsablauf aufkommen. Wer darauf steht: Spaß und bunte Bilder sind gegeben. Kann so sein, muss nicht sein: Haben sich die beiden englischen Frechdachse dem derzeitigen Wiener Niveau angepasst? 

Meinhard Rüdenauer

 

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