Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

WIEN/ Volksoper: MADAMA BUTTERFLY

22.12.2011 | KRITIKEN, Oper

WIENER VOLKSOPER: „MADAMA BUTTERFLY“  (22.12.2011)

 Die Volksoper hat für ihre interessante Produktion die erste Fassung (UA 17.2.1904 in Mailand) gewählt und Stefan Herheim mit der Inszenierung betraut. Die Direktion tat damit einen guten Griff, denn seine Regie ist spannend und tut dem Werk nie Gewalt an. Herheim lässt Puccini selbst mitspielen und macht ihn damit für das traurige Schicksal der kleinen Butterfly mitverantwortlich. Er lässt auch die anderen tragischen Frauenfiguren Puccinis (Tosca, Mimi und Manon Lescaut) auftreten, die sich mit dem Schicksal der Cio-Cio-San solidarisieren.

Die musikalische Seite konnte sich durchaus hören lassen. Der Dirigent Tetsuro Ban hat für diese Musik im fremdartigen Milieu das richtige G’spür und musiziert mit dem sehr gut disponierten Orchester der Volksoper Wien eine recht dramatische Version der Partitur. Auch die Sängerriege präsentierte sich auf hohem Niveau. Melba Ramos ist eine ausgezeichnete Vertreterin der Titelrolle. Mit schönem, höhensicherem Sopran und einfühlsamen Spiel hat sie alle Voraussetzungen für eine rollendeckende Interpretation. Bei Mehrzad Montazeri ist es bedauerlich, dass in dieser Fassung seine Arie im dritten Akt nicht vorkommt. Mit strahlender Stimme und bombensicheren Höhen bringt er die unsympathische Rolle des Pinkerton fast zu sympathisch über die Rampe. Mara Mastalir als seine legale amerikanische Gattin fügte sich in das szenische Konzept ein. Die Partie des Konsul Sharpless liegt Einar Th. Gudmundsson nicht. Nicht nur liegt ihm diese Baritonrolle zu hoch, er wirkt im Spiel zu hölzern für ein Mitglied des Corps diplomatique. Eine treue und stimmlich sehr gute Suzuki war Alexandra Kloose. Positiv hervorzuheben ist ebenfalls Jeffrey Treganza als schmieriger Heiratsvermittler Goro. Einen zweiten stimmlichen Frühling erlebt Peter Wimberger zur Zeit an der Volksoper. Mit kräftigem Bass donnert er seinen Fluch der armen Butterfly entgegen. Josef Luftensteiner schafft die Doppelbelastung Fürst Yamadori/Puccini, wobei ihm die stumme Rolle des Komponisten mehr entgegenkommt.

Die übrigen Künstler – Karl Huml, Jaroslaw Jadczak, Daniel Strasser, Julia Busch-Torbova, Nora Drimba, Melinda Kalab und als Kind Samuel Jung – seien pauschal für ihre positive Mitwirkung bedankt. Ein Lob gebührt auch dem Bühnenbild und den Kostümen von Kathrin-Susann Brose und dem Chor unter der Leitung von Thomas Böttcher. Der schöne Abend wurde vom Publikum mit viel Applaus bedacht, wobei Melba Ramos auch mit Bravorufen belohnt wurde.                                                   

Hans Sabaditsch

 

Diese Seite drucken