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WIEN/ Volksoper: HEUTE IM FOYER… VERDI-ABEND

15.03.2013 | KRITIKEN, Oper

Volksoper – HEUTE IM FOYER….Verdi-Abend am 14. März 2013

 Ein kleines, aber feines Konzert bot die Wiener Volksoper seinem Publikum im Foyer des Hauses. Anlässlich des 200. Geburtstages von Giuseppe Verdi führte die Dramaturgin Helene Sommer in sehr fachkundiger Art und Weise durch ein Programm, das nicht die üblichen Belcanto-Gassenhauer enthielt, sondern auch unbekanntere Werke des italienischen Opernzampanos zu Gehör brachte. Die Publikumsresonanz war enorm, denn bereits am ersten offiziellen Vorverkaufstag war das (begrenzte) Kartenangebot ausverkauft. Und die Anwesenden mussten ihr Kommen nicht bereuen, denn die acht Ensemblemitglieder brachten eindrucksvoll den Nachweis, dass Verdi-Opern auch auf der Bühne des Hauses am Gürtel gut aufgehoben sind. Sommer bemühte hier auch die Statistik und erzählte, dass es nach dem 2. Weltkrieg weit über 500 Verdi-Abende gab!

 Ein dickes Plus verdient auch das Abgehen von der üblichen Aufführungspraxis der Volksoper, nämlich italienische Opern auf Deutsch zu singen, eine Wohltat hier die Künstler in der Verdischen Originalsprache zu erleben. Den Beginn machte „Un ballo in maschera“ und Anja-Nina Bahrmann mit Oscars Lied „Saper vorreste“. Die gebürtige Rheinländerin brachte die dafür notwendige geläufige Gurgel mit und man kann gespannt sein, wie lange Direktor Robert Meyer sie noch am Wiener Hause halten kann, hier kündigt sich eine größere Karriere an. Der Bariton Marco Di Sapia drückte dann bei Renatos „Alla vita che t’aride“ ein wenig zu sehr auf die Tube, vefügt aber über eine wirklich tragfähige Stimme, die noch ein wenig Feinschliff verträgt.

 Martina Mikelic hatte mich zwei Tage zuvor schon als Maddalena im Rigoletto beeindruckt, hier sang sie aus Verdis allererster Oper Oberto die Arie der Cuniza: Elegante Legatobögen, erotische Tiefe und überraschend leicht gesungene dramatische Höhe. Superb! Ein feines Beispiel eines Verdi-Ensembles ist das Finale I aus „I masnadieri“, das Kristiane Kaiser, Otoniel Gonzaga, Petar Naydenov und Marco Di Sapia gestalteten, ehe shooting-star Vincent Schirrmacher mit „Marce, diletti amici“ aus Ernani das Verdische Tenorschmalz erklingen ließ. Aber ebenso wie als Duca im Rigoletto übertrieb er auch hier ein wenig mit der Lautstärke, differenziertere Dynamik und ein Besinnen auf seinen lyrischen Schmelz sei ihm nahe gelegt. Dem breiten Publikum nicht so bekannt sein dürfte der bulgarische Bass Petar Naydenov, der aber mit der Arie des Silva aus Ernani unter Beweis stellte, dass sein Heimatland offensichtlich ein unerschöpfliches Repertoire für tiefe Stimmen darstellt.

 Köstlich und mit viel Witz gestaltete das Ensemble dann zwei Szenen aus Falstaff, dem letzten Werk Verdis. Perfekt einstudiert vom Amerikaner Eric Machanic, der als Korrepetitor an der Volksoper tätig ist. Dass eine erstklassige Gesangsausbildung auch im Alter Früchte trägt bewies Publikumsliebling Otoniel Gonzaga im Duett „Gia nella notte densa“ aus Otello, das er mit der oft unterschätzten Kristiane Kaiser zum Höhepunkt des Abends gestaltete. Den Abschluss eines kurzweiligen Abends machte Adrineh Simonian, die als Komponist in der Ariadne so erfolgreich war. Hier überraschte sie mit der dramatischen Arie der Eboli („Nei giardin del bello“) aus Don Carlo. Da capo!

 Ernst Kopica

 

 

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