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WIEN/ Volksoper: FRAULUNA – Berlinerisches mit Wienerischem vermischt – aber ohne Schmiss. Premiere

09.06.2013 | KRITIKEN, Oper

Wiener Volksoper:  „Frau Luna“ von Paul Lincke.  Premiere 8. Juni 2013

Berlinerischem mit Wienerischem vermischt – aber ohne Schmiss!

 Peter LUND mag wohl ein guter phantasiereicher Regisseur sein, aber diesmal fehlte ihm, neben einiger guten Gags (über die man doch eher schmunzeln statt lachen konnte) das richtige Regiehändchen.

 Bedenkt man, dass es sich hier eigentlich um eine Revueoperette handelt, in der jede Szene mit Tempo und typischer Berliner Schnauze gespielt werden müsste, so waren doch in dieser Inszenierung einige Szenenabläufe sehr schleppend – und auch die Balletteinlagen, obwohl phantasiereich in Darstellung einzelner Sternbilder (in Goldkostümen) choreographiert (Andrea HEID), so riss einen das nicht wirklich vom Hocker.

Das düstere Bühnenbild (Sam MADWAR), teils originell, aber sehr düster gehalten, rief bei einigen Zuschauern Ermüdungserscheinungen hervor. Außerdem sorgten die viel zu langsamen Tempi von Gerrit PRIEßNITZ für gewisse Enttäuschung, zumal die Erwartungen hoch waren.

 Dabei besteht diese so glamouröse Operette aus äußerst schmissigen und flotten Ohrwürmern, die automatisch mitreißen und sogar zum Mitklatschen animieren. Szenenapplaus gehört heutzutage bei vielen Inszenierungen offenbar auch der Vergangenheit an.

Nun,  den Wienern hat es offenbar gefallen – aber in Berlin hätte man mit diesen Spiel – und musikalischem Tempi niemanden begeistern können. Ich darf das schreiben, denn ich bin geborene Berlinerin!

 Einziger Lichtblick war eigentlich Daniel PROHASKA als Fritz Steppke, der wirklich glaubwürdig mit Berliner Herz und Schnauze flott und humoristisch auf der Bühne agierte, und auch seine Kollegen Andreas DAUM (August Lämmermeier) und Carlo HARTMANN (Wilhelm Pannecke) konnten hier als Berliner Typen überzeugen. Ebenso auch Isabel WEICKEN als Frau Pusebach, die insbesondere mit ihrer schauspielerischen und humorvollen Art charakteristisch sehr gut für diese Rolle besetzt war. Johanna ARROUAS als Marie wirkte da eher blutleer und viel zu naiv. Da fehlte einfach die kesse Berliner Göre.

 Die Hauptfigur in dieser Operette ist eigentlich Frau Luna (Julia KOCI) die zwar stimmlich kurz aufhorchen ließ, aber ohne Charisma und Sex – Appeal so gar nicht als Diva in Erscheinung trat – allein schon durch die unmöglichen und durch die nicht nicht gerade vorteilhaften Kostüme sowie die einfallslose einfallslose Regieführung  in den Hintergrund gedrängt wurde. Schade, dabei ist das eine Bombenrolle,  aus der man sehr viel herausholen könnte.

 Allgemein waren die Kostüme (Daria KORNYSHEVA) sehr unvorteilhaft und einige davon sogar derart geschmacklos, dass es eigentlich für einen Protagonisten/in eine Zumutung ist, derartige Fetzen anziehen zu müssen. Doch findet sich offenbar in der Hässlichkeit alles Bedeutende – so wie wir eben auch in einer hässlichen Welt leben.

 Von einem Bühnenbild – und kostümbildnerischen Mondesglanz kann hier wohl kaum die Rede sein. Dabei ist doch gerade das Universum so farbenprächtig!

 Unverständlich auch die Rolle des Theophil (Boris EDER), die man hier mit einigen wienerischen Floskeln bestückte und einigen unschönen Anspielungen den Berliner Piefkes gegenüber, die meiner Ansicht nach entbehrlich waren.

 Zu erwähnen wären noch Martina DORAK (Venus) und Regula ROSIN (Stella). Beide waren zwar sehr präsent, kamen aber leider in diesem finsteren und vom Kitsch überladenen Bühnenbild nicht gerade vorteilhaft über die Rampe.

Außerdem wäre bei einigen anderen Protagonisten ein Voice – Coaching sicherlich von Vorteil, da sie teilweise überhaupt nicht zu verstehen waren.

Das Premierenpublikum zeigte sich zwar begeistert, aber es stellt sich die Frage,  ob das Abonnementpublikum ebenso heftig  applaudieren wird. Wer diese Operette kennt wie ich, für den wirkt vieles befremdlich!

Manuela Miebach

 

 

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