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Wien/ Volksoper: EINE NACHT IN VENEDIG . Premiere

Wiener Volksoper 25.10. 2025:   EINE   NACHT IN VENEDIG

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Foto: Marco Sommer/ Wiener Volksoper

Man darf der ehemaligen Staatssekretärin gratulieren, der Untergang der Wiener Operette in der Volksoper läuft nach Plan. Dazu hatte sie Lotte de Beer engagiert und verlängert, ohne zu bedenken, dass Frau de Beer bis zu ihrer Bestellung nur als RT-Regisseurin unterwegs war und nie zuvor eine Operette inszeniert hatte. Also gute Voraussetzung für die Leitung des ehemals weltbesten Theaters in der Sparte  Wiener Operette……! Dabei hat die Sekretärin auch nicht bedacht, das Operette und Regietheater nicht auf einen Nenner zu bringen sind, und Frau Lotte macht halt das, was sie gelernt hat und wo sie Erfahrung hat.  In hiesigen Landen scheint es niemanden mehr zu geben, der Wiener Operette zu inszenieren imstande wäre, oder dies in der jetzigen   VO tun wollte…also flugs kam wieder  Nina Spijkers zum Zug, die schon für die dubiosen Lustigen Weiber verantwortlich war,  und bürstete die Nacht in Venedig grell in Musical-und Revuenähe auf. Vergessen wurde dabei, dass dieses Werk auch noch in der Korngold-Revision als komische Oper präsentiert wird.   In den vielen erschienenen,  durchwegs negativen Kritiken ist schon viel darüber berichtet worden, also gehe ich weiter zum musikalischen Teil, will aber nur noch bemerken, dass es ohne Rauchen und ohne einen Nackten anscheinend in der Volksoper anscheinend  nicht mehr geht….

Wirklich gut schlug sich der Chor, der stimmstark, klangschön und präzise agierte, Bravo Maestro Roger Diaz!  Das Orchester begann etwas grob und der Solohornist hatte kleine Probleme, im Laufe des Abends klang es dann immer besser.   Alexander Joel wählte durchwegs  richtige Tempi, übertreibt aber manchmal bei den rubati. Damit hätten wir das Positive auch schon fast erledigt.    Wie soll eine Festaufführung eines der Hauptwerke der goldenen Epoche der Wiener Operette funktionieren, wenn man keinen echten Operettentenor zur Verfügung hat…und hier bräuchte man ja zwei:  Lucian Krasznec  hat genug Stimme für den Herzog, es mangelt aber etwas an Phrasierung und Farbe, auch schien er mir leicht indisponiert, einige  Töne in der Lage g und as waren sehr offen angesungen. David Kerber hat als Caramello einige gute hohe Töne zu bieten,  ist aber in der Mittellage – dort wo sich die Melodien abspielen – ohne Schmelz, unbedeutend. So verpuffte das Gondellied, und das hat sogar die obligate Jubelbrigade gemerkt…..Johanna Arrouas kommt noch am besten davon, weil sie als Figur gut da ist, singt voluminös, aber mit „dicker“ Stimme, was auch die Wortdeutlichkeit  immer wieder stark beeinträchtigt. Juliette Khalil wirbelt mit ihrer kleinen Stimme durch dieses PseudoVenedig. Jakob Semotan hat die beste Diktion von allen und war ein recht anständiger Pappacoda. Im Allgemeinen wird in den Dialogen zu viel geschrien, tja, eine offene Bühne und ein faltiger Rundhorizont beeinträchtigen die Akustik und erschweren den Akteuren die Kontrolle über  ihre Arbeit.  In der „guten alten Zeit“  gab es Bühnenaufbauten, die den Sängern bei ihrer Arbeit halfen und dem Publikum das Verstehen leichter machten. Als Einlage brachte Ulrike Steinsky das Schwipslied als gerauchtes Jointlied…., ob sich Johann Strauss das verdient hat?…..in dieser Inszenierung aber eigentlich logisch.   Das Haus war gut wattiert, trotzdem gab es zu Beginn doch einige freie Plätze, nach der Pause waren  dann die Vakanten um vieles mehr. In einer Operette darf auch der erste Teil bis zur Pause nicht Wagnerdimensionen annehmen, ich habe 112 Minuten errechnet;  eine zweite Pause und weniger Dialog  wären die Lösung. 

Nach dem letzten Takt gab es laute Buuhs, die aber dann von den Jublern übertrumpft wurden. Vergessen soll werden, dass man zur Wiener Operette der ersten Epoche vor allem gute Sänger mit timbrierten Stimmen und sympatischer Bühnenpräsenz braucht, und auf der Bühne Charme, Intimität, und auch ein wenig Kitsch Platz finden müsste….den Kitsch muss man nicht weginszenieren, der gehört dazu……..von all dem gab es in dieser Aufführung nicht viel.

alcindo,

der in den letzten Jahren auch in Baden gute Operettentenöre gehört hat

 

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