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WIEN/ Volksoper: EIN SOMMERNACHTSTRAUM – viel Turbulenzen im grotesken Liebesreigen. Ballettpremiere

17.03.2013 | Ballett/Tanz, KRITIKEN

WIEN/ Volksoper – 16.3.2013: „EIN SOMMERNACHTSTRAUM“ – Ballettpremiere . Viele Turbulenzen im grotesken Liebesreigen

 
Irina Tsymbal, Mihail Sosnovschi. Foto: Barbara Zeininger

 Ein zu laues Lüftchen weht in solch einer unruhig bewegten Sommernacht ganz sicher nicht. In diesem spukhaften nächtlichen Defilee frei nach William Shakespeare hüpfen der übermütige Elf Puck und die von ihm getriebenen Liebespaare munter und mit den eigenartigsten Posen und artistischen Verrenkungen herum. Locker, leichtfüssig und ohne zwanghafte musikalische Mimikry fegen sie über Felix Mendelssohn Bartholdys wohlklingenden Melodienreigen hinweg (eine Mixtur aus der „Sommernachtstraum“-Schauspielmusik, seiner „Italienischen Symphonie“, zwei Sätzen aus dem Violinkonzert sowie zur Einstimmung die „Ruy Blas“-Ouvertüre). Der renommierte finnische Choreograph Jorma Elo hatte diese getanzte Groteske 2010 mit dem Wiener Ballettensemble in der Staatsoper einstudiert – und ist für seine Arbeit mit den Prix Benois de la Danse als beste Choreografie des Jahres ausgezeichnet worden.


Mihail Sovnoschi, Kirill Koulaev. Foto: Barbara Zeininger

 Vom Wiener Staatsballett nun in den Spielplan der Volksoper übernommen, dürfen sich das Publikum (leicht amüsiert) und die Tänzer (wohl mit großen Kraftanstrengungen und leistungsorientiert) an diesem tänzerischen Puzzle mit seinen zahlreichen Turbulenzen erfreuen. Sie finden schließlich zusammen: Oberon (Kirill Kourlaev) und Titania (Irina Tsymbal), Theseus (Ryan Booth) und die Amazonenkönigin (Ketevan Papava), Natalie Kusch und Greig Matthews, Rui Tamai und Dumitru Taran. Mihail Sosnovschi ist als virtuoser schelmischer Puck in den Mittelpunkt des Abends gerückt. Nicht zu übersehen sind die von Zettel (Christoph Wenzel) angeführten tollpatschigen Handwerker und die als wippende Glühwürmchen aufmarschierenden Kücken der Staatsopern-Ballettschule.

 Choreograph Jorma Elo, Jahrgang 1961, beherrscht sein Metier, denkt sich immer wieder originelle Figurationen und Posen aus und vermag somit im spielerischen Fluss mit viele Facetten des aktuellen tänzerischen Bewegungsvokabulars aufzutrumpfen. Das Orchester unter Andreas Schüller untermalt das unentwegte Brodeln auf der Bühne mit leicht ruppigen Harmonien. Im zweiten Teil, wenn Konzertmeisterin Bettina Gradinger das Violinkonzert aufgeigt, stellt sich dann auch feinere Poesie ein. Ausstatterin Sandra Woodall setzt im nächtlich-dunklen Feenwald-Zauber auf sexy Röckchen, auf Glitzereffekte und nebensächliches Flechtwerk. Alles zusammen passt gut in die Volksoper, und das stets flotte erotische Verwirrspiel ist am Premierenabend mit starkem Applaus bedacht worden.

 Meinhard Rüdenauer

 

 

 

 

 

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