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WIEN/ Volksoper: DIE ZAUBERFLÖTE

22.02.2014 | KRITIKEN, Oper

20.02. 2014– DIE ZAUBERFLÖTE –  Ein Abend unter vielen Teenagern

 Der Altersdurchschnitt auf der Galerie war diesmal ganz untypisch niedrig – mehrere Schulklassen besuchten die stimmungsvolle, schöne Inszenierung von Helmuth Lohner (Bühnenbild Johan Engels, Kostüme Marie-Jeanne Lecca), die sich aber auch besonders gut eignet, jungen Menschen den märchenhaften Teil dieses Meisterwerkes näher zu bringen.

 Gerrit Prießnitz führte das ausgezeichnete Volksopernorchester souverän durch den Abend. Die etwas „zupackende“ Variante der Ouvertüre wirkte etwas ungewohnt (ohne werten zu wollen), sorgte aber sofort für eine temperamentvolle Stimmung. Das sehr gute Spiel aller Instrumentengruppen erfreut  – wenn man an die holprigen Interpretationen in der Premierenserie zurückdenkt – besonders und dokumentiert den hörbar richtigen Weg, der mit dem ehemaligen „Sorgenkind“ in den letzten Jahren gegangen wurde. Gemeinsam mit dem hervorragenden Chor, der nicht nur eindrucksvoll singt sondern auch darstellerisch überzeugt wird eine gute Basis für den Ablauf der märchenhaften Handlung gelegt. Der Tanz zu Papagenos Glockenspiel berührt und man wünscht sich, dass es auch in der Realität solche deeskalierenden Zauberinstrumente gäbe.

 Ein Kompliment gebührt der Volksoper für die Sängerriege dieser Vorstellung; ein Team ohne echtem Schwachpunkt mit teils sehr guten sängerischen und schauspielerischen Leistungen und mit selten gehörter Wortdeutlichkeit.

 Die drei Damen (Caroline Melzer, Sulie Girardi und Alexandra Kloose) harmonieren sehr gut und buhlen vergnügt um die Aufmerksamkeit des Prinzen Tamino. Der dürfte wirklich vor der eindrucksvollen Schlange erschrocken sein – die Bildnisarie war jedenfalls der schwächste Teil der Darbietung von Thomas Paul, einem jungen Tenor, den wir hier schon bald als Jaquino erleben werden. In der Folge  – besonders in den dramatischeren Passagen – hörten wir eine deutliche Steigerung zu einem wirklich guten Tamino mit schönem Timbre und angenehmem Metall in der technisch guten Stimme. Seine Pamina wurde von Rebecca Nelsen eher selbstbewußt – nicht so zart und weich wie oft schon erlebt – dargestellt. Bei ihrer Darstellung verwundert es nicht, dass sie bei den Prüfungen die Führung übernimmt – ist doch ihr Prinz eher ein Weichei, der beim Anblick der zugegebenermaßen bedrohlichen  Schlange in Ohnmacht fällt. Eine Bitte an die Bühnentechnik: Vielleicht könnte man die Entsorgung des „Kadavers“ etwas diskreter gestalten. Sie stört – zumindest auf der Galerie – den Handlungsablauf.

 Klemens Sander war ein gesanglich makelloser Papageno, der den lustigen Naturburschen zum Glück nicht verblödelte und gemeinsam mit seiner köstlichen Papagena (Claudia Goebl) eine hocherotische, aber niemals peinliche Szene ablieferte.

Als Königin der Nacht hörten wir erstmals Beate Ritter – wir halten sie für einen Rohdiamanten. Die junge, österreichische Koloratursopranistin bewältigt diese Paraderolle mit klarem, perfekt geführtem Sopran, stimmschön und mit Leichtigkeit. Ein Ensemblemitglied auf dem Weg zum Star?

 Auch Andreas Mitschke als Sarastro gehörte zu den Höhepunkten des Abends. Sein nicht sehr schwarzer Bass klang wunderschön bis in die tiefsten Tiefen – er sang den letzten Ton in den „Heilgen Hallen“ souverän nach unten – das hört man nicht oft! Darstellerisch war er uns etwas zu bedrohlich. Sein stechender Blick ließ die gütige, menschliche Dimension der Figur vermissen.

 Sein „Mann fürs Grobe“ wurde von Karl-Michael Ebner bedrohlich, grausam gespielt und eindrucksvoll gesungen. Ein Monostatos (eigentlich richtig: Manostatos) der Extraklasse. Alexander Trauner war ein sehr präsenter Sprecher und gestaltete gemeinsam mit David Sitka das Priesterpaar. Als Geharnischte waren Otoniel Gonzaga und Petar Naydenov zu sehen und zu hören.

 Es ist sehr schön mitzuerleben, dass eine gut gemachte Zauberflöte auch heute noch auf junge Menschen faszinierend wirkt. Vielfach hört man, dass dieses verbreitete „Einsteigerwerk“ wegen der Länge und wegen der vielschichtigen Deutungsmöglichkeiten gar nicht so optimal ist, um bei jungen Menschen die Lust auf Oper zu wecken. Wir meinen, dass die Zauberflöte – mit einer gewissenhaften Vorbereitung durch die Schule oder das Elternhaus – sehr gut geeignet ist, um in die fantastische Opernwelt hineinzuschnuppern und den Grundstein für eine spätere Leidenschaft zu legen. Als sehr hilfreich haben wir das den Jugendroman „Die Zauberflöte“ von Anneliese Fritz-Eulau empfunden – es hat unsere Enkelin richtig neugierig und Aufnahmebereit gemacht.

 Maria und Johann Jahnas

 

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