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WIEN/ Volksoper: DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR

10.01.2012 | KRITIKEN, Oper

Wien/Volksoper: DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR am 9.Jänner 2012 (Georg Freund)

 Groß scheint das Publikumsinteresse für Otto Nicolais  überaus reizvolle komisch-phantastische Oper nicht zu sein, denn es blieben an diesem Abend zahlreiche Sitzplätze leer. Umso verdienstvoller ist es von der Direktion der Volksoper, dieses Meisterwerk  der deutschen Romantik trotzdem im Repertoire zu halten. Als Dirigent war diesmal Alfred Eschwé aufgeboten, der für einen präzisen und schwungvollen Ablauf der Vorstellung sorgte. Erschwé  wird meines Erachtens sehr zu Unrecht etwas unterschätzt. Wie vielen in der Staatsoper tätigen soignierten älteren Herren aus Frankreich und diversen als Jung-Stars gefeierten Herumfuchtlern ist dieser grundsolide, erfahrene Kapellmeister weit überlegen ! 

 Die sehr bunte, aber geistlose und überdrehte Inszenierung hat sich seit der Première etwas abgeschliffen – durchaus zu ihrem Vorteil. Geblieben sind die unkleidsamen Kostüme. Was mag wohl den Regisseur so sehr an Unterwäsche faszinieren, dass im Elfenbild sowohl Damen wie auch Herren des Chores derartig ausstaffiert sind ?

 Die Hauptrollen wurden allesamt anders besetzt als bei der Première. Andreas Daum spielte den Falstaff zwar recht nett, hatte aber zu wenig Stimmvolumen für diese große Bassrolle Den zweifelhaften Genuss, die reizvolle Harfenbegleitung von Fentons Romanze fast ohne Gesangsstimme zu hören, verschaffte den Zuhörern ein gewisser Jung HoYou.  Seine Stimme ist für diese Tenorpartie viel zu klein und die Spitzentöne wurden nur mit äußerster Kraftanstrengung hervorgebracht. Leider kann der junge Mann gar nicht spielen und ist wohl auch der deutschen Sprache nur unzureichend mächtig. Er sieht übrigens dem Herrscher von Nord-Korea verblüffend ähnlich und könnte fast ein  body double von Kim Jong-Un sein. Ach, bei der Première hatte den Fenton noch Daniel Behle verkörpert, der  heute bereits als einer der besten jüngeren deutschen Tenöre gefeiert wird…

 Über die schönste und technisch vollkommenste Stimme unter allen Auftretenden verfügte Matthias Hausmann. in der Rolle des Herrn Fluth. Sein edel timbrierter Bariton ist in allen Lagen ausgeglichen, jugendlich  kräftig und kennt keine Höhenprobleme. Dazu treten noch Bühnenpräsenz und von echtem Komödiantentum erfülltes Spiel. Trotz seines mehr als bescheidenen Kostüms war Hausmann auch eine elegante Erscheinung. Wie viele Aufgaben fände er in der Staatsoper: Etwa als Mercutio, Silvio oder Belcore könnte er an Stelle  der gerade in diesen Partien sehr häufigen Horrorbesetzungen erfolgreich auftreten !

 Stefan Cerny als Herr Reich fiel durch seine gute Gestaltung der gesprochenen Dialoge auf,  als seine Gattin hatte Sulie Girardi damit ihre liebe Mühe. Gesanglich war das Ehepaar ausreichend. Elisabeth Flechl bewältigte die äußerst anspruchsvolle und virtuose Gesangspartie der Frau Fluth auf gefällige Art, spielte gut und sah hübsch aus. Hübsch ist auch Beate Ritter und sie ließ auch als Anna ein paar hübsche Töne hören, aber noch wirkt die sehr junge Sängerin unfertig und der vollkommene musikalische Ausdruck hat die Bewältigung der gesanglichen Schwierigkeiten zur Voraussetzung.

Die von der Regie übermäßig karikierten Rollen von Junker Spärlich und Dr. Cajus wurden von Karl-Michael Ebner und Marco di Sapia  mit viel Einsatz verkörpert.

Der Beifall war kurz aber recht freundlich.

 Dr. Georg Freund

 

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