Wiener Volksoper: „Der Troubadour“ zum Saisonausklang – 30.6. 2014
Als aufmerksamer Leser von Opernkritiken – man will schließlich wissen, was wem warum ge- oder missfällt – musste man den Regie-Weltuntergang befürchten. Regisseur Dietrich W.Hilsdorf stellt im Verein mit Dieter Richter (Bühnenbild) und Renate Schmitzer (Kostüme) eine durchaus brauchbare Produktion auf die Bühne der Volksoper. Über Details kann man streiten, etwa, ob der Chor durch eine Wand singen muss und dadurch ziemlich dumpf klingt, oder ob Luna beim Miserere dabei sein muss, aber das ist nicht wesentlich.
Musikalisch konnte man sehr zufrieden sein, denn Kristiane Kaiser war eine hervorragende Leonore, die nach kurzer Anlaufzeit die schwere Rolle bestens bewältigte. Gute Höhe und ausdruckstarke Mittellage kennzeichneten ihre Leistung, allerdings sollte sie die stimmlichen Grenzen berücksichtigen, um ihre weitere Karriere nicht zu gefährden. Vincent Schirrmacher war als Manrico sehr gut, sein Tenor war durchschlagskräftig und höhensicher, wenn da nicht die misslungenen Cs in der Stretta gewesen wären. Gerade dieses Bild bot rein optisch das Gegenteil dessen, was es darstellen sollte: Den Aufbruch Manricos mit seinen Mannen, um seine Mutter zu befreien. Der armselige Raum desolater Ruinenart war eigentlich schon ein böses Omen für das Vorhaben. Chariklia Mavropoulou bot als Azucena eine sehr gute Leistung, ihre Stimme war in allen Lagen äußerst präsent. Allerdings sollte sie ihr Material etwas besser dosieren, weniger wäre manches Mal mehr. Überraschend gut war Tito You als Luna, seine kräftige, etwas raue Stimme passte bestens zur Rolle.
Alfred Eschwe dirigierte das Orchester mit viel Umsicht und Routine, freilich klangen die Bläser nicht berauschend gut, alles in allem fehlte hier doch die Qualität eines ersten Klangkörpers. Erfreulich war die große Anzahl jugendlicher Besucher, die die Künstler immer wieder mit viel Applaus belohnte. Weniger erfreulich die vielen Lücken im Publikumsraum. Ganz unerfreulich der störende Klang eines galoppierenden Pferdes auf der Galerie (oder war es doch ein nervöser Zuseher?).
Johannes Marksteiner