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WIEN/ Volksoper: DER MANN VON LA MANCHA- Premiere

18.10.2015 | Allgemein, Operette/Musical

 WIEN/VOLKSOPER: DER MANN VON LA MANCHA – Premiere am 7.10.2015
(Heinrich Schramm-Schiessl)


Robert Meyer in der Titelrolle. Foto: Barbara Palffy/ Volksoper

Vor 50 Jahren wurde dieses Musical nach dem Roman „Don Quichote“ von Miguel de Cervantes mit großem Erfolg uraufgeführt. Eigentlich ist es ja ein Stück im Stück. Es beginnt damit, dass der Dichter Cervantes ins Gefängnis kommt, da er von der Inquisition angeklagt wird. Während seines Gefängnisaufenthalts spielt er den Mitgefangenen seinen Roman „Don Quichote“ vor, wobei er selbst in die Rolle des „Ritters von der traurigen Gestalt“ schlüpft. Am Ende sieht man dann, wie er zum Inquisitionstribunal geführt wird.

Schon bald nach der Uraufführung, nämlich 1968, kam es zur deutschsprachigen Erstaufführung in Wien im Theater an der Wien mit dem unvergessenen Josef Meinrad in der Titelrolle, Fritz Muliar als Sancho Pansa und Blanche Aubry als Aldonza. Von dieser Produktion gab es dann 1981 eine Wiederaufnahme, wieder mit Meinrad, diesmal aber mit Heinz Petters und Dagmar Koller. Von dieser Aufführungsserie gibt es auch eine Fernsehaufzeichnung. 1994 wurde das Werk dann erstmals an der Volksoper mit Karlheinz Hackl, Robert Meyer und abermals Dagmar Koller gezeigt.

Einige Musiknummern des Stückes sind heute bereits Evergreens, insbesonders „The impossible dream“ . Dieses Stück wurde so populär, dass es auch Opernsänger in ihre Arienplatten aufnehmen und als Zugabe bei Lieder- und Arienabenden singen.

Dieses 50-Jahrjubiläum und wahrscheinlich auch die Erfüllung eines Rollenwunsches haben Direktor Meyer nun bewogen, das Stück wieder auf den Spielplan seines Hauses zu setzen. Dabei ist man jedoch leider von einer falschen Grundkonzeption ausgegangen, indem man keinen Musical-Klassiker, sondern ein „modernes“ Musical bringen wollte. Dies bedeutet, dass das Orchester nicht im Graben, sondern im Bühnenhintergrund sitzt und genauso elektronisch verstärkt wird wie die Sänger. Dadurch klingt alles sehr laut, zum Teil undifferenziert und viele Zwischentöne bleiben dabei auf der Strecke. Daher ist auch die orchestrale Leistung und die musikalische Leitung durch Lorenz C. Aicher schwierig zu beurteilen, außer dass die Aufführung Schwung hatte. Die Regisseur Oliver Tambosi verlegte die Handlung – erraten – ins Heute. Wann werden die Regisseure endlich draufkommen, dass das bereits so abgelutscht ist, dass es wirklich schon fad wird. Ansonsten war die Personenführung und auch die Choreographie (Stephan Brauer) eher konventionell, am eindrucksvollsten war vielleicht die Szene mit dem Goldhelm und der Kampf mit dem Ritter der Spiegel. Ein Bühnenbild war mit Ausnahme einer leicht schrägen Spielfläche, einigen Metallkisten und der aus- und einziehbaren Leiter praktisch nicht vorhanden und die Kostüme waren in schwarz-grau-braun-Tönen und daher ebenfalls dementsprechend fad. Beides stammt von Friedrich Despalmes

Von den Darstellern hat mich eigentlich Robert Meyer in der Titelrolle am meisten überrascht. Ich konnte ihn mir, letztlich auch auf Grund seiner Figur – war man doch hagere großgewachsene Männer gewöhnt – nicht wirklich vorstellen, aber er machte seine Sache recht gut. Tadellos auch seine Textverständlichkeit, währenddessen gesanglich doch nicht alles so gelang, wie man es sich vorstellt. In den impulsiven Passagen war er durchaus zufriedenstellend, während die gefühlvollen Stellen doch einige Wünsche offen ließen. Speziell der „Unmögliche Traum“, aber auch „Dulcinea“ blieben irgendwie auf der Strecke. Boris Pfeiffer blieb als Sancho blass und wirkte ziemlich trocken. Patricia Nessy als Aldonza sang und spielte sich zwar die Seele aus dem Leib, konnte aber die Rolle in keiner Phase wirklich ausfüllen. Es wirkte alles zu bemüht und war persönlichkeitsarm. Die kleineren Rollen waren teilweise mit Spitzenkräften des Hauses besetzt. So war Mehrzad Montazeri ein stimmschöner Padre und auch Martina Dorak (Antonia), Christian Graf (Gouverneur), Thomas Sigwald (Barbier), Wolfgang Gratschmaier (Haushälterin) und Christian Dolezal (Dr. Carrasco) erfüllten ihre Aufgaben zufriedenstellend.

Am Ende der übliche Premierenjubel der Volksoper, der sich allerdings beim Regieteam merklich abschwächte.

Heinrich Schramm-Schiessl

 

 

 

 

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