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WIEN/ Volksoper: CARMEN – Was für eine Carmen!

16.03.2013 | KRITIKEN, Oper

WIEN/ Volksoper: CARMEN am 15. 03. 2013 – Was für eine Carmen!

 Bei dieser Carmen hat sich die Volksoper selbst übertroffen. Das Fundament legte Nicholas Milton am Pult eines temperamentvoll und sehr ambitioniert aufspielenden Volksopernorchesters; unterstützt vom hervorragenden Volksopernchor und einem besonders gut betreuten Kinderchor, dem man die Spielfreude deutlich anmerken konnte. Die gute, repertoiretaugliche Inszenierung von Guy Joosten mit guter Personenführung, praktischem Bühnenbild und ansprechenden Kostümen schufen die Voraussetzung für ein Feuerwerk der guten Stimmen und der eindrucksvollen Rollengestaltungen.

Allen voran: Was für eine Carmen! Zoryana Kushpler mit dem gutturalen Mezzo bis in den Alt-Bereich, mit der liederprobten, ausdrucksvollen Höhe – das alles technisch perfekt präsentiert – wäre schon allein deshalb eine sehr gute Carmen. Die erotische Ausstrahlung, die die Luft flimmern lässt, die verletzliche Geliebte und die radikale Sucht nach Freiheit wird überzeugend dargestellt bzw. gelebt und macht sie zu einer außergewöhnlichen Carmen – eine echte Bühnenpersönlichkeit!

Die Überraschung: Was für ein Don Josè! Michael Bedjai überrascht uns nicht nur mit einem souveränen Spinto-Tenor – schön, sicher und wortdeutlich – sondern besonders mit einer unter die Haut gehenden, lyrischen Interpretation der Blumenarie – wir glaubten nicht, dass das in der deutschen Sprache möglich ist – ein Riesenkompliment! Allerdings musste er, je näher das Finale rückte, in der Höhe hörbar stemmen – ein Opfer des gelegentlich recht laut spielenden Orchesters.

Wie erwartet: Was für ein Escamillo! Sebastian Holecek hat mit seinem mächtigen, schön klingenden Bassbariton keinerlei Probleme mit dieser heimtückischen Rolle, in der wir schon einigen berühmten Rollenvorgängern beim Scheitern zuhören mussten – ein würdiger Matador!

Ursula Pfitzner sang eine gute, sichere Michaela. Uns wäre etwas weniger „Power“ und mehr lyrischer Ausdruck lieber gewesen – das ist aber wahrscheinlich Geschmackssache.

Claudia Goebl (Frasquita) und Elvira Soukop (Mercedes) gestalteten die Kartenszene in selten gehörter Güte; die Herren Sebastian Soules (Zuniga), Marco Di Sapia (Morales), Josef Luftensteiner (Dancairo) und Karl-Michael Ebner (Remendado) waren mehr als „rollendeckend“ und sorgten dafür, dass wir einen wunderschönen Opernabend ohne Schwachpunkte erleben konnten.

Mit dieser beeindruckenden Vorstellung hat die Volksoper die Latte sehr hoch gelegt für den direkten Vergleich mit dem Haus am Ring. Wir sind überzeugt, dass zumindest der darstellerische Vergleich deutlich zu Gunsten der Volksoper ausgehen wird – Anfang Juni wissen wir mehr.

Maria und Johann Jahnas

 

 

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