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Wien/ Volksoper: ALBERT HERRING – hinreissender Britten an der Volksoper. Premiere

16.02.2014 | KRITIKEN, Oper

Wien/ Volksoper: HINREISSENDER  „ALBERT HERING“ VON BENJAMIN BRITTEN AN DER WIENER VOLKSOPER  (15.2.2014)

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Martina Mikelic, Barbara Schneider-Hofstetter. Foto-Copyright: Barbara Zeininger

Im „Dreikampf“ zwischen Verdi, Wagner und Richard Strauss siegt – Benjamin Britten. Zu diesem „Urteil“ müsste man zumindest bei der gestrigen Volksopen-Premiere kommen. Ein gediegenes Ensemble, eine großartige Regie durch Brigitte Fasssbaender (Bühne Bettina Munzer), ein flexibler, junger Dirigent – Gerrit Prießnitz – der das Volksopern-Orchester animiert; und am Ende ehrlicher Jubel über eine hinreißende Wiedergabe eines „Nebenwerkes von Benjamin Britten. Im Vergleich zu Peter Grimes, Billy Budd oder Turn oft t he Screw mag diese „Komische Oper“ aus dem Jahr 1947 als „Leichtgewicht“ gelten. Aber die musikalische Inspirationsdichte ist dafür besonders hoch. Gewiss – die Handlung wirkt antiquiert und Brigitte Fassbaender versucht erst gar nicht, die Agatha-Christie-Tischdecken-Idylle zu beschwören, die noch bei der österreichischen Erstaufführung –ebenfalls an der Volksoper – im Jahr 1976 vorherrschte (mit der unvergesslichen Sena Jurinac). Denn die verlogene Scheinheiligkeit bei der jährlichen Wahl zum Maien-Königin sprengt diesmal alles dagewesene. Wenn keine junge Dame mit makellosem Lebenswandel zu finden sei, dann müsse man einen schüchternen, jungen Mann zum Maien-König wählen. Die Folgen sind jedoch fatal…Und am Ende sind alle froh, dass ein Alptraum zu Ende geht. Benötigt wird vor allem ein funktionierendes Ensemble, in dem Lady Billows (Barbara Schneider-Hofstetter etwa zu streng, zu „herrisch“) den Ton angibt. Köstlich ihre sittenstrenge Haushälterin (Martina Mikelic), wunderbar der naive Glanz von Miss Wordsworth (Birgid Steinberger), verängstigt der verklemmte Pfarrer (Morton Frank Larsen),  dazu kommen. der virile Polizeichef Mr. Budd (Andreas Daum), der derbe  Macho-Charme des Fleischhackers-Gesellen (Daniel Ochoa). In jeder Hinsicht ideal der Sänger der Titelpartie. Der Deutsche  Sebastian Kohlhepp gehört zum Staatsopern-Nachwuchs, ist  ein herzerfrischendes Muttersöhnchen, der sein Leben endlich in die Hand nimmt. Die Stimme sitzt und Sympathien strahlt er mehr als nötig aus. Erwähnenswert sind  noch Dorottya Lang als kernige Bäckerstochter und Elvira Soukop als Über- Mutter von Albert. Als Halbwüchsige „zerfransen“ sich die Kinder Emmy, Siss und  Harry – Antonia Pumberger, Sarah Weidinger und Leonid Sushon. Die Inszenierung (eine Coproduktion zwischen der Winer Volksoper und dem Landestheater Innsbruck) schwankt zwischen Expressionismus und Choreographie.

Doch am Ende siegt die Musik von Britten. Die Vorstellung  – in deutscher Sprache samt Untertiteln – ist ein echtes “Must“. Gratulation!

Peter Dusek

 

 

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