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WIEN / Vienna’s English Theatre: AMERICA’S SEXIEST COUPLE

Ein bißchen Hickhack und viel Liebe…

06.03.2024 | KRITIKEN, Theater

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WIEN / Vienna’s English Theatre:
AMERICA’S SEXIEST COUPLE  von Ken Levine
Europäische Erstaufführung
Premiere: 6, März 2024

Ein bißchen Hickhack und viel Liebe…

Stücke, die von Schauspielern handeln, sind beim Publikum sehr beliebt – man hat immer das Gefühl, ein wenig voyeuristisch hinter die Kulissen blicken zu dürfen. Und wenn der US-Autor Ken Levine die Geschichte zweier Fernsehstars von einst beschreibt, so weiß man, dass er nicht nur ein erfolgreicher Komödien-Dramatiker ist, sondern auch viel Zeit seines Lebens als Autor in Fernsehstudios verbracht hat.

Susan White und Craig McAllister waren in den neunziger Jahren beliebte Stars einer amerikanischen Ärzteserie mit Millionenpublikum und als „America’s Sexiest Couple“ entsprechend bekannt und geliebt. Damals umschwärmte Dreißiger, sind sie heute 60, mehr oder minder aus dem Geschäft und haben Mühe, ihre Selbstachtung aufrecht zu erhalten.

Anlässlich des Begräbnisses eines ehemaligen Crew-Mitglieds treffen sie nach Jahrzehnten in einem Hotelzimmer wieder zusammen. Kurz gesagt, damals (beide waren verheiratet) haben sie nicht miteinander geschlafen (obwohl alle Welt das als selbstverständlich angenommen hat) – nun holen sie es endlich (bevor der Vorhang zur Pause fällt) nach. Bis dahin haben sie sich einen klassischen verbalen Schlagabtausch geliefert – und man wartet gespannt, was weiter  geschehen wird.

Und dann die Enttäuschung – nämlich so gut wie nichts, es wiederholt sich mehr oder minder der erste Akt mit wenigen Variationen und im  Zeitraffer und endet schließlich happy, gänzlich ohne Schlußpointe. Waren die Dialoge schon anfangs manchmal mühsam und nicht immer zielführend, wird es jetzt noch schwerer, sich von Pointe zu Pointe zu retten. Keine leichte Aufgabe für die Darsteller, das Stück am Laufen zu halten.

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Foto: Vienna’s English Theatre

Immerhin, es gelingt in der Regie von Philip Dar. Amanda Osborne (an deren Sprache man sich allerdings gewöhnen muss) und Mark Elstob stürzen sich mit Verve auf ihre Virtuosenstücke. Natürlich klingt immer wieder die künstlerische Eifersucht durch, ohne die es unter Schauspielern nicht abgeht, das kleine Hick Hack der Eitelkeiten. Ein bißchen Bosheit muss auch dabei sein, wenn man sich nach Jahrzehnten ein paar Wahrheiten sagt. Aber eigentlich ist klar, dass es hier um eine Liebesgeschichte geht und zwei unglückliche Menschen jetzt nachholen können, was sie einst versäumt haben.

Gewürzt wird das Duo von einem wahren Talent, nämlich Ahmed Al-Taai als Bellboy-Jungspund. Der zeigt den Oldies nicht nur, wie sich die Welt in den letzten dreißig Jahren weiter entwickelt hat (Kann man Serien auch anderswo sehen als am Smartphone?), sondern erweist der Großeltern-Generation noch seine Reverenz, wie sie es verdienen.

Renate Wagner
 

 

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