Matthias Marschik und Edgar Schütz
WIEN UND SEINE BERGE
132 Seiten, Querformat, Verlag Edition Winkler-Hermaden. 2024
Auch wenn es meist nur Hügel sind…
Der Wienerberg ist alles nur kein Berg, die Baumgartner Höhe ist berühmt, aber nur bedingt hoch (schließlich liegt die Stadt Wien selbst schon durchschnittlich auf 400 Metern Seehöhe), der Rosenhügel ist wirklich bestenfalls ein Hügel, und die zahlreichen „Berge“ in der Namengebung der Stadt (vom Spittelberg bis zum Küniglberg, alles historische oder aktuelle Fixpunkte Wiens) sind auch keine solchen. Es gibt noch manchen „Kogel“ und „Höhe“ und „Wand“-Namen, aber sie sind mehr Bezeichnungen und Behauptungen als wirkliche Erhebungen. Immerhin zeugen sie vom hügeligen Charakter der Stadt zwischen Donau und Wienerwald.. Und jeder dieser „Orte“ hat seine Geschichte und Eigenheit.
Immerhin, mit dem Kahlenberg (von Dichtern besungen, von Grillparzer bis Weinheber) und dem Leopoldsberg hat die Stadt zwei prominente „Hausberge“, von denen man wunderbar auf Wien herunter blicken kann. Und wer je zu Fuß in den Bezirken der Stadt unterwegs ist, weiß, wie holterdipolter es da auf und abgeht.
Solcherart hat ein Buch mit dem Titel „Wien und seine Berge“ – wenn man es auch cum grano salis betrachten mag – seine volle Berechtigung. Es ist ein charakteristischer Querformat-Band des Verlags Edition Winkler-Hermaden, und da weiß man als interessierter Wiener, dass man hoch interessantes historisches Bildmaterial mit den entsprechenden Kommentaren zu erwarten hat. Matthias Marschik, Historiker und Kulturwissenschaftler, Lehrbeauftragter an verschiedenen österreichischen Universitäten, und der Journalist Edgar Schütz haben es unternommen und breiten das Informationsnetz mit Hilfe alter Stiche, Bilder, Zeitungen, Fotos ganz breit aus.
Da wird man ebenso über die Türkenschlacht 1683 am Kahlenberg informiert wie über ein gesellschaftliches Detail – der Cobenzl einst als Treffpunkt der Haute Volée, hier mit dem Schauspielerpaar Gustav Fröhlich und Lida Baarova vertreten (die Dame ist als Goebbels-Geliebte bekannt). Manches Gezeigte gibt es noch heute, muss aber gesucht werden wie etwa der Wasserspeicher am Rosenhügel, für die Stadt unendlich bedeutsam, ist er doch der Endpunkt der Hochquellenwasserleitung. Auf dem Foto prominent zu sehen, versteckt sich das Gebäude heute hinter Bäumen… Hingegen sieht die Brücke am Grünen Berg, durch die täglich Abertausende Autos fahren, heute noch so aus wie einst. Freilich, auf der Schmelz paradiert nicht mehr das Militär, und kein Kaiser nimmt mehr Paraden ab…
Wie immer sind die Winkler-Hermaden-Bücher die besten Führer in die Vergangenheit, immer mit dem Blick darauf, was heute noch davon zu finden ist.
Renate Wagner